Ob Haarausfall in Folge einer Erkrankung, einer medizinischen Behandlung oder der Begeisterung für die Kostümszene – Perücken sind eine großartige Möglichkeit, um das eigene Selbstbewusstsein zu verbessern, das Aussehen zu ändern und ein neues Lebensgefühl zu erlangen. Und auch viele Schauspieler und Schauspielerinnen greifen regelmäßig zu Perücken, um das eigene Äußere der gespielten Rolle anzunähern.

Daher sind Perücken beliebt wie nie. Viele Menschen haben allerdings Vorbehalte gegenüber den „Frisuren zum Aufsetzen“.

Wer über die Anschaffung einer Perücke nachdenkt, hat oft Angst davor, unecht zu wirken und gleich als Träger einer vermeintlich künstlichen Frisur aufzufallen.

Dabei können hochwertige Perücken durchaus mit der natürlichen Haarpracht mithalten, wenn sie richtig gepflegt und gestylt werden. Das Styling funktioniert dabei genauso flexibel wie bei den natürlichen Kopfhaaren.

Und das Beste ist die Langlebigkeit der kreierten Frisuren, wenn die spezifischen Pflege- und Stylingbedürfnisse beachtet werden.

Der Umgang mit einer Perücke muss aber nicht kompliziert sein, wenn ein paar einfache Tipps beherzigt werden.

Der wichtigste Unterschied: Kunst- oder Echthaarperücke

Bevor das Styling losgeht, ist es essenziell, die Machart des Haarersatzes zu kennen.
Oft kann auch Kunsthaar täuschend echt aussehen, benötigt aber eine völlig andere Pflege und Behandlung. Bei neuen Perücken steht das Material auf der Verpackung.

Ansonsten gibt es einige Tricks, die Materialunterschiede zu erkennen.  Wenn eine Perücke gestylt wird und nach dem Waschen wieder in ihre ursprünglich natürliche Form zurückfällt, handelt es sich um Naturhaar.

Zudem kann man einen Fototrick anwenden: Kunsthaar glänzt auf Fotos mit Blitzlicht meist sehr stark. Wird also eine Perücke fotografiert und sie zeigt einen außergewöhnlichen Glanz und reflektiert das Blitzlicht, besteht die Perücke aus Kunsthaar.

Es gibt aber auch eine unkonventionelle Methode, falls das Material tatsächlich nicht von außen zu identifizieren ist. Indem an einer versteckten Stelle ein einziges Haar in die Nähe einer Hitzequelle gehalten wird, kann untersucht werden, ob das Haar sich zusammenzieht oder schlicht verbrennt. Zieht es sich zusammen, handelt es sich um eine Kunsthaarperücke.

An dieser Unterscheidung zwischen Echt- und Kunsthaar ist die gesamte Stylingroutine auszurichten.

Kamm, Lockenstab und Co.: Das Werkzeug

Gerade bei diesem Punkt ist die Beachtung des Haarmaterials unerlässlich.

Beispielsweise dürfen Kunsthaare nicht mit Lockenstäben oder Glätteisen behandelt werden. Durch den Kunststoff würden die Haare bei einer Hitzebehandlung einfach zusammenschmelzen. Es gibt allerdings auch Kunsthaarperücken, die extra hitzeresistent gefertigt werden. Diese kann man je nach Herstellerangabe mit Temperaturen von bis zu 160 Grad Celsius behandeln.

Dabei ist es unerlässlich, die Herstellerangabe zu beachten, um die angegebene Höchsttemperatur nicht zu überschreiten.

Auch die Verwendung von sonstigen Werkzeugen für natürliches Haar ist nicht zu empfehlen: Werden Kunsthaarperücken mit Kämmen und Plastikbürsten behandelt, laden sie sich statisch auf und sehen künstlich aus.

Daher empfiehlt es sich, eine sehr weiche Kleiderbürste zu benutzen, um fliegende Haare zu glätten. Es gibt aber auch spezielle Perückenkämme. Naturhaarperücken sind diesbezüglich völlig pflegeleicht.

Durch die Fertigung aus menschlichem Haar sind hier sämtliche Werkzeuge anwendbar, die auf menschlichem Haar auch funktionieren. Allerdings sollte auch die Echthaarperücke geschont werden, denn sie kann sich (im Gegensatz zu den natürlichen Kopfhaaren) nicht selbst regenerieren.

Die besten Produkte zum Perückenstyling

Wenn Haarspray oder Gel zum Styling eingesetzt werden sollen, ist es unerlässlich, die Unterschiede zwischen Echt- und Kunsthaar zu beachten.

Bereits bei einer Anwendung von Produkten für menschliches Haar auf synthetischen Perücken können diese beschädigt oder sogar zerstört werden. Und selbst, wenn die erste Anwendung gut geht, profitiert die Kunsthaarperücke nicht von der Anwendung. Der enthaltene Alkohol trocknet die Fasern aus und führt zu einem strohigen, trockenen Aussehen.

Daher gibt es im Fachhandel spezielle Gels und Haarsprays. Trotzdem empfiehlt sich, diese äußerst sparsam einzusetzen, denn künstliches Haar neigt mehr zum Verkleben als die menschliche Haarstruktur.

Eine Echthaarperücke kann einfach mit den Produkten für menschliches Haar behandelt werden, denn diese Produkte sind optimal auf die natürliche Haarstruktur abgestimmt.

Die Perücke glätten

Naturhaarperücken, die lockig oder wellig sind, kann man mit einem Glätteisen behandeln. Dabei ist es wichtig, nicht zu nah an das Netz zu kommen, in das die Haare eingearbeitet sind. Dieses besteht nämlich wiederum aus Kunststoff, der durch die hohen Temperaturen Schaden nehmen könnte.
Ansonsten müssen natürlich die Stylingregeln für natürliches Haar beachtet werden.

Das bedeutet: Niemals nasse Haare bearbeiten. Durch die Nässe wird Hitze besonders gut geleitet. Diese unkontrollierbare Wärmeentwicklung kann zu einer Verbrennung der Naturhaare führen. Kunsthaarperücken dagegen dürfen, bis auf hitzebeständige Ausnahmen, nicht mit Glätteisen behandelt werden.

Sie können aber mit heißem Wasser geglättet werden. Dazu wird zwischen 70 und 80 Grad Celsius warmes Wasser solange über die Perücke gegossen, bis sich Locken oder Wellen völlig geglättet haben. Meist muss dieser Vorgang mehrere Male wiederholt werden. Das Wasser sollte nur über den hängenden Teil der Haare gegossen werden, Netz und eventuelle Ponys sind auszusparen. Anschließend lässt man die Perücke auf Raumtemperatur trocknen.

Es ist sehr wichtig, die genaue Wassertemperatur zu beachten, denn kälteres Wasser zeigt keine Wirkung, während wärmeres Wasser der Perücke im schlimmsten Fall irreparable Schäden zufügen.

Die Perücke locken

Kunsthaarperücken können mit der Wasser-Methode auch umgekehrt gelockt werden.
Dazu werden einfach Plastik-Lockenwickler ohne Haken oder Selbsthaftungsfunktion in die Kunsthaare gewickelt und das Wasser über die Wickler gegossen. Diese müssen völlig durchgefeuchtet werden.
Danach trocknen die Haare an der Luft und sobald das Wasser völlig aus den Haaren entwichen ist, können die Wickler gelöst werden und die Perücke erstrahlt mit Wellen ganz nach dem eigenen Geschmack.

Perücken aus Naturhaar können sowohl lockig geföhnt als auch mit dem Lockenstab behandelt werden. Besonders schön ist die einfache Handhabung auf einem Styroporkopf, so kann das Endresultat möglichst realistisch und individuell angepasst werden.

Auch hier ist es aber empfehlenswert, keine Lockenwickler mit Widerhaken zu nutzen. Diese können die Haare sogar herausreißen und die wertvolle Perücke so nachhaltig beschädigen.

Neue Farbe für Perücken

Echthaarperücken lassen sich mit konventioneller Haarfarbe färben und so flexibel stylen.
Dabei gelten im Prinzip dieselben Regeln wie bei Naturhaar: Einmal dunkel gefärbtes Haar lässt sich nicht wieder beliebig aufhellen. Zu häufiges Bleichen bricht die Haarstruktur auf und lässt es nach einer Weile strohig aussehen oder sogar abbrechen.

Schonende Tönungen, die das Haar dunkler pigmentieren, sind dagegen auswaschbar und fast beliebig oft anwendbar.

Für Kunsthaarperücken gibt es spezielle Perückenfarben. Da diese aus Kunststoff sind, würden sie die Haarcolorationen für menschliches Haar nicht annehmen. Diese speziellen Perückenfarben haften auf Kunststoff. Die Faser wird damit nicht komplett durchgefärbt, sondern lediglich oberflächlich pigmentiert. Daher scheint auch die ursprüngliche Farbe des Haares durch. Diese Farben sind käuflich erhältlich, man kann sie aber auch selbst herstellen.

In der Kostümszene ist es ein verbreiteter Trick, aus Nachfülltinte für Filzmarker und Reinigungsalkohol selber eine Art Perückenfarbe zu mischen, die dann auf die Perücke aufgesprüht wird. Das Farbergebnis ist aber selten vorhersehbar und auch nicht dauerhaft, denn es kann sich durch Styling oder Haarprodukte wieder lösen. Daher ist es bei Kunsthaarperücken nur mit großem Aufwand und nicht vorhersehbarem Ergebnis möglich, die Farbe zu ändern. Perückenprofis empfehlen die Kunsthaarperücke gleich in der gewünschten Farbe zu erwerben.

Ein neuer Schnitt

Perücken sind genau wie echtes Haar frisierbar. Dazu gehört auch die Möglichkeit, durch einen Haarschnitt die gesamte Frisur zu verändern.

Oft sehen Perücken nach einem Schnitt sogar noch natürlicher und typgerechter aus. Daher ist es ratsam, sie durch einen neuen Schnitt genau an den Träger anzupassen.

Dabei sollte die Anordnung der Haare genau beachtet werden. Oft sind die Frisuren speziell gestaltet, um Stellen, an denen die Haartressen (so nennt man Strähnen von Kunsthaar) in das Kopfteil eingenäht sind, zu verdecken.

Wird an dieser Stelle zu viel weggenommen, ist es möglich, die Frisur als Perücke zu identifizieren und die Haare wirken unnatürlich. Soll der Eindruck von natürlichen Haaren erreicht werden, ist es daher oft lohnenswert, mit der Perücke einen spezialisierten Friseur zu Rate zu ziehen. Die Spezialisierung auf Perücken ist dabei sehr wichtig, denn die Komposition von Perücken ist auch den meisten Friseuren nicht ohne weiteres bekannt.

Zu beachten ist auch, dass ein Schnitt, anders als bei Echthaar, natürlich irreversibel ist. Daher eignen sich qualitativ hochwertige Langhaarperücken, die eine lange Zeit erhalten bleiben sollen, vielleicht weniger für den experimentellen Kurzhaarschnitt als eine kostengünstigere Perücke, mit der die gewünschte Frisur erst einmal ausgetestet werden kann.

Fazit

Das Styling von Kunst- und Echthaarperücken muss nicht kompliziert sein, wenn die Bedürfnisse einer Perücke beachtet werden. Hilfreich ist es, einen Zweithaar-Experten oder einen spezialisierten Friseur in der ersten Zeit zu Rate zu ziehen. Doch auch Perücken- „Anfänger“ können sich lange an ihrer Perücke erfreuen.

Besonders wichtig sind die Unterschiede zwischen Echt- und Kunsthaar und vor allem das Perücken durch ihre fehlende Regenerationsfähigkeit besonders schonend behandelt werden müssen. Denn so bleibt die Perücke lange gepflegt und kann ästhetisch mit dem natürlichen Kopfhaar mithalten!