Die Esalen-Massage unterscheidet sich in einem Punkt von so gut wie allen übrigen Massageanwendungen. Das Therapieziel der intensiven Körperwahrnehmung ist nicht nur auf den Klienten gerichtet, sondern auch auf den Masseur oder die Masseurin selbst, bei der Esalen-Anwendung “Practitioner” genannt. Jede Esalen-Massage hat also für den Behandler auch einen eigentherapeutischen Aspekt, was sich natürlich auf optimale Weise auf diejenigen auswirkt, die die Massage empfangen.

Die englischsprachige Bezeichnung für den Massage-Praktiker kommt nicht von ungefähr. Die Esalen-Massage wurde in den 1960er Jahren in Kalifornien entwickelt, als Kombination aus den grundsätzlichen Techniken der klassischen schwedischen Massage mit den spirituellen und körperlichen Verfahren und Traditionen der Esselen-Indianer, die vormals in dieser Gegend beheimatet waren und mit Vorliebe die heißen Schwefelquellen am Rande der Klippen aufsuchten. Durch sie inspiriert, eröffneten im Jahr 1962 der Psychologe Richard Price und der Autor Michael Murphy, seines Zeichens auch Mitbegründer des Integral Institute, an diesem traditionsreichen Ort das Esalen Institute als Ausbildungszentrum für Menschen, die anderen dabei helfen möchten, die Entwicklungsmöglichkeiten des eigenen menschlichen Potentials zu erkunden. 1982 schließlich entstand das European Institute of Esalen-Massage unter der Leitung von Currie Prescott und machte diese spirituelle Massageanwendung auch in unseren Breiten bekannt.

Esalen-Massage oder die Kunst der bewussten Berührung

Im Grunde ist Esalen eine Ganzkörpermassage, basierend auf leichten, fließenden Streichungen, die sich über die Gesamtlänge des Körpers erstrecken. Ergänzt wird die Methode durch tiefgehende Strukturarbeit an der Muskulatur und durch passive Gelenkbewegungen.

Nach und nach haben Esalen-Practitioners auch Elemente anderer Therapieformen hinzugefügt. Heutige Esalen-Massagen enthalten nicht selten auch Techniken aus der Cranio-Sacral-Therapie, Feldenkrais, Rolfing, Körperarbeit nach Milton Trager, Tiefengewebsmassage, Akupressur und Polarity. Dieses Crossover der Therapietechniken macht die Esalen-Massage so faszinierend. Jeder Practitioner kann so seine eigene, ganz persönliche Massagetechnik entwickeln.

Einschließlich des Vorgesprächs dauert eine Esalen-Massage etwa 90 Minuten. Die Basis der gesamten Anwendung ist der harmonische Einklang mit der Atmung. Die Massage verfolgt den energetischen Ausgleich des Körpers, hervorgerufen durch sanfte, wiegende Bewegungsabläufe. Der wesentliche Unterschied zur klassischen Sportmassage zeigt sich auch in Elementen, die nicht enthalten sind: Es gibt kein Klopfen und auch kein Kneten. Die Betonung liegt ausschließlich auf dem harmonischen, energetischen Ausgleich und der damit intensivierten Wahrnehmung des eigenen Körpers. Ein weiteres Charakteristikum ist der intensive Einsatz von Öl, der höher ist als bei der klassischen Massage. Allerdings ist die Ölmenge geringer als bei der hawaiianischen Lomi-Lomi-Massage.

Geeignet für alle, die sich besser fühlen wollen

Wie eingangs erwähnt, ist das Ziel der Esalen-Massage, die Körperwahrnehmung aller beteiligten Personen zu steigern – also Klient und Practitioner. Zentrales Element ist die bewusst herbeigeführte Berührung. Sie schärft die sensorische Wahrnehmung des Körpers und führt auf diesem assoziativen Weg zur harmonischen Balance zwischen Körper und Geist. Viele Menschen, die sich regelmäßig der Esalen-Massage unterziehen, berichten davon, wie sich körperliche oder energetische Blockaden lösen. Das Ungewöhnliche an der Esalen-Massage ist, dass auch Practitioners über eine ähnliche Selbsterfahrung berichten.

Die Esalen-Massage eignet sich darüber hinaus auch für die gezielte Anwendung bei bestimmten Beschwerdebildern. Wer unter chronischen Rückenschmerzen oder ständigen Schmerzen im Nackenbereich leidet, kann über die sanfte und gleichzeitig energetische Anwendung Erleichterung erfahren. Auch Verspannungen in Gelenken und Muskeln lassen sich damit behandeln. Menschen mit Problemen mit dem Blutkreislauf oder mit hohem Blutdruck können über die Esalen-Massage spürbare Verbesserungen erzielen. Und schließlich hilft die harmonisierende Wirkung der Esalen-Massage auch bei Einschlafproblemen.

Worauf sollte man achten?

Die Esalen-Massage ist wegen ihrer sanften Anwendungsform für jeden und jede geeignet. Allerdings sollte man bei Fieber und akuten Infektionen darauf verzichten. Ebenfalls ist bei Hautpilz Vorsicht angebracht. Liegt ein Tumor vor, sollte man auf die Esalen-Massage wegen ihrer anregenden Wirkung auf das Lymphsystem ebenfalls verzichten.

Die Esalen-Massage hilft dabei, sich der Existenz des eigenen Seins wieder deutlicher bewusst zu werden. Sie unterstützt Klienten und Practitioner bei ihrem Wunsch, dem Fluss der eigenen Gefühle und Gedanken den Weg zu ebnen und ihm dann bewusst zu folgen. Gerade dieser meditative Ansatz der Esalen-Massage macht sie so wichtig für unsere hektische, stressbeladene Zeit.