Eben noch eine Mail gecheckt, dann den Instagram-Kanal durchgescrollt, Facebook-Nachrichten beantwortet und durch endlose WhatsApp-Gruppenchats gewühlt – so aufregend der digitale Alltag auch ist, so sehr kann er uns schaden. Die Gegenbewegung zum Digital-Stress heißt Digital-Detox.

Digital-Stress: Die Fallen der digitalen Welt!

Die Möglichkeiten unserer digital vernetzten Welt sind fantastisch: Wir chatten in Sekundenschnelle um die Welt, pflegen Freundschaften zu Menschen, denen wir ohne Internet niemals begegnet wären, kommen blitzschnell an jede nur erdenkliche Information oder podcasten uns selbst über Social-Media-Kanäle.

Trotz der Möglichkeiten bleibt das digitale Paradies eine Scheinwelt, die bei Dauerkonsum das Gehirn nachhaltig stört. Neben Stress, Augenproblemen und Schlafstörungen durch Lichtüberflutung, weisen Experten auf psychische Schäden hin. Übermäßiger Medienkonsum kann zu Wahrnehmungsstörungen führen und schlimmstenfalls erleben „Digital-Junkies“ Symptome wie Realitätsverlust und Angststörungen.

Im Gehirn werden insbesondere das Belohnungszentrum und die Wohlfühlhormone durch die dauernde Nutzung von Smartphone und Co. gestört. Jede Mail und jedes Like kann einen giftigen Cocktail aus Stress- und Glückshormonen produzieren und in der Folge empfinden Digital-Abhängige Glück fast nur noch in Verbindung mit ihrer Präsenz in Sozialen Medien.

Spätestens wenn „Power-User“ in Panik geraten, wenn das Smartphone mal fünf Minuten nicht auffindbar ist oder das WLAN ausfällt, ist es Zeit für einen Digital-Detox!

Digital-Detox: Technische Entgiftung in der Natur

Der Digital-Detox-Trend begann mit Retreats, bei denen mediengestresste Menschen Handy, Computer und Co. einfach mal abgeben mussten. In professionell geleiteten Seminar-Wochen vermitteln Coaches das Wissen rund um Digital-Stress und die Abhängigkeitsmechanismen sowie körperliche und psychische Folgen. Detox-Willige können oft selbst wählen, ob sie ruckartig in drei Tagen oder sanft innerhalb einer Woche auf „Entzug“ gehen wollen.

Statt Piepsen und Scrollen gibt es dann Erholungszeiten mit Vogelgezwitscher in der Natur. Was simpel klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Das Gehirn erholt sich unter dem Einfluss natürlicher Reize nachweislich viel schneller vom Digital-Stress.

Ziel des Digital-Detox ist das langfristige Etablieren neuer Verhaltensweisen im Umgang mit digitalen Medien.

Digital-Detox-Light: das 5-Schritte-Programm für zu Hause

Wer sich selbst eine kleine digitale Pause gönnen und den eigenen Suchtgrad testen möchte, kann das auch ganz einfach zu Hause tun:

  1. Zuerst unterbleibt die unmittelbare Reaktion auf das Klingeln von Telefonen sowie andere Signaltöne und digitale Reize. Einige wenige Sekunden der Achtsamkeit reichen anfangs schon, um sich der eigenen Muster bewusst zu werden.
  2. Im zweiten Schritt werden nur noch die wichtigsten Nachrichten und Aufgaben unmittelbar beantwortet. Der Rest wartet einfach oder wird nur noch innerhalb fester Rahmenzeiten bearbeitet (z.B. eine Stunde Soziale Medien am Abend).
  3. Dann bleiben Smartphone, Tablet und PC auch mal komplett aus. Nach einem PC-freien Abend, kann ein ganzes Wochenende neue Reize schaffen. Wer mutig ist, verabschiedet sich für eine Auszeit: „Liebe Follower, ich bin eine Woche im Digital-Detox“. Das kann langfristig sogar Extra- Likes einbringen!
  4. Wichtig ist, die Lücken, die durch den Digital-Entzug entstehen, mit natürlichen Reizen zu füllen. Zu Hause sitzen und schmollen bringt keine Besserung, rausgehen in die Natur und Neues ausprobieren dagegen schon!
  5. Ist der Digital-Detox gelungen, pendelt sich eine neue Balance zwischen digitalem und realem Leben ein. Facebook und Co. dürfen weiter ihren Anteil haben, doch sie sind nicht wichtiger als „echte“ Freunde oder Beschäftigungen in der Realität.

Noch mehr Ideen für Digital-Detox!

Die zumindest zeitweise Abstinenz von Unterhaltungs- und Informationsmedien kann jede und jeder geschickt in den Alltag einbauen:

Smartphonepausen: Das Handy ist Wecker, dauergenutztes Informationsmedium, Navigationshilfe und Übersetzer. Dabei können wir vergessen, andere Fähigkeiten zu nutzen, wie unseren natürlichen Orientierungssinn, Straßenkarten zu lesen oder nicht alles über jeden Ort wissen zu müssen, bevor wir ihn besuchen.
Die Weckfunktion kann auch mal wieder von einem guten alten Analog-Wecker übernommen werden.

Digital-Hausputz: Wer seine Freunde auf Facebook schon gar nicht mehr kennt, drei Kanäle und Konten gleichzeitig bedient und den Durchblick nicht mehr hat, kann sich mit einem digitalen Hausputz helfen. Spätestens wenn es nur noch um eine Zahl auf dem Freundeskonto geht, ist Zeit fürs Aussortieren! Wer sich ernsthaft über das Internet podcastet oder damit Geld verdient, sollte sich auf ein oder zwei Plattformen beschränken und diese dafür intensiv pflegen.

Alternativen entdecken: Alternativen zum digitalen Wahnsinn zu entdecken, kann richtig Spaß machen. Wie wäre es zum Beispiel mal mit einem echten Treffen mit Menschen, die man bisher nur aus der digitalen Welt kennt? Auch ein Wechsel auf einen Briefkontakt oder Postkarten zu schicken, kann Freude bereiten.

Digital-Detox ist mehr als nur ein neuer Trend. Hinter der Idee verbirgt sich eine wichtige Initiative, Menschen aus dem digitalen Stress oder sogar einem Suchtverhalten zu befreien und gesündere Alternativen aufzuzeigen.