Unreine Haut und Pickel: Mit diesen Hautproblemen hat fast jeder Teenager zu kämpfen. Immer häufiger leiden aber auch Erwachsene, vor allem Frauen, unter einer so genannten Spätakne.

Unreinheiten und Pickel gelten als typisch für das Hautbild in der Pubertät: Im Rahmen hormoneller Umstellungsprozesse werden bei Jungen wie Mädchen vermehrt männliche Geschlechtshormone produziert. Diese Androgene kurbeln die Talgproduktion an. Gleichzeitig wird die Hautabschilferung beeinträchtigt und Hornzellen verstopfen die Ausführungsgänge der Talgdrüsen: Mitesser (Komedonen) entstehen. Entzündliche Papeln und eitrige Pusteln können sich entwickeln.

Woher kommt die Spätakne?

Hautärzte beobachten jedoch, dass sich Akneerkrankungen zunehmend ins Erwachsenenalter verschieben. Nach dem 25. Lebensjahr sprechen Mediziner von einer Acne tarda. Meist bestehen die Hautprobleme bereits seit der Pubertät. Seltener tritt eine Acne tarda im Erwachsenenalter erstmalig oder erneut auf. Betroffen sind vor allem Frauen. “Nach Untersuchungen aus verschiedenen Ländern leidet etwa jede zweite erwachsene Frau in jungen bis mittleren Jahren unter solchen Hautproblemen”, berichtet Priv.-Doz. Dr. Thomas Jansen, Hautarzt in Köln. Erst ab dem fünften Lebensjahrzehnt ist eine Acne tarda deutlich seltener, doch auch Frauen in den Wechseljahren können betroffen sein.

Die Gründe, warum sich das Hautbild nach dem Teenager-Alter nicht bessert oder eine Akne erneut auftritt, können vielfältig sein. Bei Frauen, die außerdem unter Zyklusunregelmäßigkeiten, vermehrtem Haarwuchs (Hirsutismus) oder bestimmten Haarausfallsmustern leiden, sollte auch an eine übermäßige Ausschüttung männlicher Geschlechtshormone gedacht werden. Bei Frauen kann es dazu insbesondere im Rahmen eines polyzystischen Ovarialsyndroms kommen, in seltenen Fällen auch durch eine Enzymstörung oder einen Tumor. Solche Ursachen müssen abgeklärt und dann vorrangig behandelt werden.

Bei den meisten Frauen mit Acne tarda sind die Androgenspiegel jedoch normal. Die Talgdrüsen scheinen allerdings aufgrund einer genetischen Veranlagung empfindlicher auf Androgene zu reagieren. Daher wirken sich oft Gestagen haltige Verhütungsmittel ungünstig aus, die androgene Effekte aufweisen. Sehr häufig verschlechtert sich das Hautbild vor der Menstruation. Stresshormone können ebenfalls die Talgproduktion stimulieren und Entzündungsprozesse ankurbeln.

Heute mehren sich die Befunde, dass auch die Ernährung eine wichtige Rolle spielt. “Akne scheint eine westliche Zivilisationskrankheit wie Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus und verschiedene Krebserkrankungen zu sein”, so Dr. Jansen. In verschiedenen Völkern mit ursprünglicher Lebensweise kommt die Akne weder bei Jugend- lichen noch Erwachsenen vor. Auf eine gesunde Ernährung ist daher zu achten und das ist nicht nur für Patientinnen mit Acne tarda sinnvoll”, rät Dr. Jansen.

Behandlung der Acne tarda

Die Acne tarda verläuft zwar meist leicht bis moderat, kann jedoch über Jahre bis Jahrzehnte bestehen bleiben und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Daher ist oft eine Langzeittherapie notwendig, die gut verträglich sein sollte und viel Geduld erfordert, so Dr. Jansen.

Zur äußerlichen Behandlung werden in erster Linie Retinoide wie Adapalen oder Tretinoin, daneben auch Azelainsäure oder Benzoylperoxid eingesetzt. Einen größeren Stellenwert als bei Heranwachsenden hat die hormonelle Behandlung, erklärt Dr. Jansen. Zu einer deutlichen Besserung der Akne führen häufig antiandrogene empfängnisverhütende Mittel. Bei schweren Verlaufsformen kann eine orale Behandlung mit lsotretinoin erwogen werden, das aber keinesfalls in der Schwangerschaft oder Stillzeit eingenommen werden darf.

Ursachen – Ernährung, Rauchen und Kosmetika

Die veränderten Ernährungsgewohnheiten stehen unter Verdacht, für die Zunahme der Akne vom Spättyp mitverantwortlich zu sein. Typisch für die westliche Ernährungskultur sind Nahrungsmittel mit hohem Zuckeranteil, Süßwaren oder Weißmehlprodukte sowie der Konsum von Milch und Milchprodukten. Diese Nahrungsmittel stimulieren über eine vermehrte Freisetzung von Insulin und dem Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktor IGF-1 – neben vielen anderen ungünstigen Effekten – auch die Androgen-vermittelte Aktivität der Talgdrüsen und fördern die Entwicklung von Akne. Bestimmte Fette in Fast Food können entzündliche Prozesse bei der Akne verstärken. Nikotin konnte ebenfalls als Einflussfaktor dingfest gemacht werden. Infolge chlorierter Kohlenwasserstoffe, die beim Rauchen die Haut überfluten, kann es zu einer “Raucher-Akne” kommen. Diese besondere Form der Acne tarda ist gekennzeichnet durch Komedonen, die wie kleine Zysten aussehen.

Kosmetika, die früher als eine wesentliche Ursache der Komedonenakne galten, spielen als auslösender Faktor eine nur untergeordnete Rolle. Kosmetische Rezepturen enthalten heute kaum Inhaltsstoffe, die als komedogen einzustufen sind, so der Kölner Hautarzt Dr. Thomas Jansen.

Bei der Hautpflege sollten allerdings möglichst keine zu fetthaltigen, öligen Produkte verwendet werden. Da die reife Haut mehr als im Jugendalter zu Trockenheit neigt, sollte auf eine feuchtigkeitsspendende Pflege geachtet werden. Empfehlenswert sind gut verträgliche Produkte, die speziell für die Akne Im Erwachsenenalter konzipiert sind.

 

 

Text: Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V.