Das Treibhausgas CO2 – Kohlendioxid – hat einen schlechten Ruf und das zu Recht, denn vor allem die Industrienationen produzieren immer mehr das Gas, das bei zunehmender Konzentration in der Atmosphäre zu einer dauerhaften globalen Erwärmung führt und unser Ökosystem ins Ungleichgewicht bringt, obwohl es in seiner ursprünglichen Konzentration eigentlich ein natürlicher Bestandteil der Luft ist. Doch kann mit Kohlendioxid viel Positives geschaffen werden – sogar in der Kosmetik.

Künstliche Photosynthese

Die Pflanzenwelt macht es uns vor, im Rahmen der Photosynthese, die CO2 verarbeitet. Nun haben Beiersdorf und Evonik auf dem Gebiet der Kosmetikherstellung bzw. Spezialchemie eine Forschungskooperation vereinbart, die vom BMBF (Bundesministerium für Forschung und Bildung) gefördert wird. Ziel ist die Entwicklung nachhaltiger Rohstoffe für Pflegeprodukte, die Kohlendioxid (CO2) als Ausgangsstoff nutzen. Beiersdorf ist auf der Suche nach neuen Rohstoffquellen, die zugleich seinen CO2-Fußabdruck reduzieren. Eine Möglichkeit bietet hier die Technologie der künstlichen Photosynthese. Die Idee: Wertvolle Rohstoffe für Pflegeprodukte entstehen nach dem Vorbild der natürlichen Photosynthese aus Wasser und CO2 mithilfe von Strom aus Sonnenenergie und Bakterien. Indem Kohlendioxid als Ausgangsstoff für die Herstellung von wertvollen Rohstoffen eingesetzt wird, kann der Kohlenstoffkreislauf geschlossen werden – genauso, wie die Natur es mit der Photosynthese vormacht.

Basis für Bio-Wachse

An konkreten Ergebnissen wird auch anderswo bereits geforscht. Mit Hilfe der Fischer-Tropsch-Synthese, einem fast 100 Jahre alten Verfahren, das derzeit vom Fraunhofer Forschungsinstitut auch im Hinblick auf seine Wirtschaftlichkeit weiterentwickelt wird, soll CO2 zu Wachsen weiterverarbeitet werden können, die in Kosmetikprodukten Anwendung finden sollen. Sie unterscheiden sich von herkömmlichen Wachsen, wie zum Beispiel Bienenwachs, Jojobaöl oder aber synthetischen Wachsen wie Paraffine in ihrer Herstellung. So werden die „Fischer-Tropsch-Wachse“ nicht etwa als Hauptprodukt, sondern aus einem „Abfallprodukt“ – dem Kohlenstoff – synthetisiert. Das verspricht eine optimale Ressourcennutzung. Darüber hinaus eignen sich die Wachse besonders für den Einsatz in der Kosmetik, da sie frei von aromatischen Verbindungen sind. Damit sind diese Wachse für Allergiker besser verträglich.

CO2 als Extraktionsmittel

Pflanzliche Extrakte spielen eine zentrale Rolle in der Naturkosmetik. Traditionell werden die Inhaltsstoffe mit wässrig-alkoholischen Auszugsmitteln oder pflanzlichen Ölen gewonnen. Einige Naturkosmetikhersteller setzen bevorzugt CO2-Pflanzenextrakte ein, die besonders schonend, rückstandsfrei und steril mit Kohlendioxid als Extraktionsmittel hergestellt werden. Nach der Extraktion wird es zurückgeführt und wiederholt verwendet. Da keine Lösungsmittel bei der Herstellung eingesetzt werden, sind die so hergestellten Extrakte immer lösungsmittelfrei. Unter hohem Druck, im sauerstofffreien Raum und bei niedriger Temperatur entstehen hochkonzentrierte und sehr reine Extrakte. Diese Extrakte enthalten gerade bei sensiblen Ausgangsstoffen Inhaltsstoffe, die man in konventionell hergestellten Pflanzenextrakten gar nicht oder bei weitem nicht so hoch konzentriert findet.