Bei starker körperlicher Arbeit, Sport oder hohen sommerlichen Temperaturen kommt wohl jeder leicht ins Schwitzen. Wer aber ohne ersichtlichen Grund übermäßig schwitzt, könnte eine Hyperhidrose die Ursache sein. Natürlich ist diese krankhafte Form des Schwitzens für die meisten Betroffenen äußerst unangenehm und peinlich. Sie müssen sich jedoch nicht damit abfinden oder im Stillen leiden. Es gibt einige Behandlungsmöglichkeiten und Tipps, die bei extrem starkem Schwitzen hilfreich sind.
Hyperhidrose – was ist das genau?
Ganz einfach gesprochen, beschreibt eine Hyperhidrose eine Fehlfunktion der Schweißdrüsen. So ist die Schweißabsonderung besonders hoch und geht weit über die normale Wärmeregulierung hinaus. Betroffene haben nicht mehr Schweißdrüsen als andere, sondern die Drüsen werden durch die Störung einfach öfter zur Schweißproduktion angeregt. Der Körper produziert daher unkontrollierbar viel Schweiß. Meist unter den Achseln, aber auch Stirn, Hände oder Füße können betroffen sein.
Wer das Gefühl hat, übermäßig zu schwitzen, ohne dass es hierfür einen ersichtlichen Grund (hohe Temperaturen, Sport etc.) gibt, soll sich nicht scheuen den Arzt um Rat zu fragen.
Arten und Ursachen von Hyperhidrose
Es werden zwei Arten der Hyperhidrose unterschieden:
- Primäre Hyperhidrosis: Diese Form beschreibt das krankhafte Schwitzen ohne eine eindeutige Ursache. Der Körper reagiert hier z.B. auf mentale Anstrengungen oder Stresssituationen. Dabei werden die Schweißdrüsen vermehrt aktiviert, so dass die Schweißproduktion verstärkt wird – obwohl das Schwitzen objektiv gesehen nicht erforderlich ist, wie es z.B. bei der Regelung der Körpertemperatur bei Hitze der Fall wäre.
Nebenbei bemerkt: Eine primäre Hyperhidrose kommt häufiger vor als eine sekundäre. Meist beginnt diese bereits in der Pubertät – das verstärkte Schwitzen bleibt dann ein Leben lang. - Sekundäre Hyperhidrosis
Diese Art der Hyperhidrose wird durch äußere Umstände, wie z.B. Medikamente, Krankheiten oder ähnliches ausgelöst. Bei einer Behandlung liegt hier der Fokus darauf, die auslösenden Faktoren zu beheben, wie z.B. durch einen Medikamentenwechsel.
Häufige Auslöser einer sekundären Hyperhidrose sind:
- Fieber / Infektionskrankheiten
- Wechseljahre
- Schwangerschaft / Wochenbett
- Starkes Übergewicht
- Neurologische Erkrankungen
- Diabetes
- Schilddrüsenüberfunktion
- Tumorerkrankungen
Zusätzlich wird eine Hyperhidrose noch danach eingeteilt, an welchen Körperstellen die vermehrte Schweißbildung auftritt:
- Generalisierte Hyperhidrose
Hierbei schwitzen Betroffene insgesamt am ganzen Körper vermehrt. Diese Art ist häufig bei der sekundären Hyperhidrose zu beobachten. - Fokale Hyperhidrose
Bei dieser Form schwitzen Betroffene nur an bestimmten Körperstellen extrem stark, z.B. an den Händen oder unter den Achseln. Dies ist eher bei der primären Hyperhidrose der Fall.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Liegt eine sekundäre Hyperhidrose zugrunde, so wird im ersten Schritt natürlich versucht, das Problem an der Wurzel zu packen und die Ursache zu behandeln. Wird mit der Therapie die Grunderkrankung geheilt, so verschwindet in der Regel auch die Begleiterscheinung „übermäßiges Schwitzen“. Aber nicht immer reicht das auch aus oder bringt nicht schnell genug den erhofften Erfolg.
Es gibt einige Behandlungsmöglichkeiten, damit Betroffene nun schnellstmöglich wieder ein „normales“ Leben führen können, ohne unter den Folgen zu leiden. Diese werden auch bei einer primären Hyperhidrose angewendet:
1. Antitranspirante
Die Anwendung eines Antitranspirants sorgt dafür, dass die Schweißdrüsenfunktion normalisiert und somit deutlich weniger Schweiß abgesondert wird. Das Schwitzverhalten normalisiert sich und übermäßiges Schwitzen gehört der Vergangenheit an. Diese sogenannten Schweißhemmer werden ausschließlich äußerlich angewendet.
2. Iontophorese
Hierbei handelt es sich um ein medizinisches Verfahren, bei dem mithilfe von Wasserbädern oder feuchten Elektroden die betroffenen Körperstellen schwachen Stromimpulsen ausgesetzt werden. Hauptsächlich kommt diese Behandlung an Händen, Kopf oder Füßen zum Einsatz. Sie beruhigt die Nerven und das wiederum sorgt für eine reduzierte Schweißbildung.
3. Medikamente
Eine weitere Möglichkeit ist die Verschreibung von sogenannten Antihidrotika. Diese Medikamente bieten jedoch nur einen geringen Erfolg und kommen meist auch nicht ganz ohne Nebenwirkungen daher. Tritt das verstärkte Schwitzen aufgrund einer psychischen Erkrankung (z.B. Angststörung) auf, so werden gelegentlich auch Psychopharmaka oder Sedativa verschrieben.
4. Botulinumtoxin
Bei besonders schweren Formen einer Hyperhidrose kann eine Injektion mit Botox helfen. Das Nervengift wird hierzu in die entsprechende Körperstelle injiziert und blockiert so die Schweißbildung. Eine solche Behandlung wirkt bis zu sechs Monaten und ist nicht ganz schmerzfrei.
5. Operative Therapie
Als wirklich allerletzte Instanz gibt es noch die Möglichkeit für einen operativen Eingriff. Hierbei werden die Schweißdrüsen herausgeschnitten (Exzision) oder ausgekratzt, z.B. bei übermäßigem Schwitzen in den Achseln. Auch bei Schweißhänden gibt es operative Möglichkeiten – hier werden bestimmte Nerven im Brustkorbbereich durchtrennt. Diese Eingriffe sollten jedoch wirklich erst in Erwägung gezogen werden, wenn die übrigen Behandlungsmethoden keinen Erfolg bringen und der Schwitz-Zustand unerträglich ist.
10 Tipps gegen übermäßiges Schwitzen
Mit kleinen Hilfestellungen die Behandlung positiv unterstützen:
1. Kleidung
Lockere und luftige Kleidung ist die beste Wahl, wer unter starkem Schwitzen leidet. Materialien wie Baumwolle und Wolle sollten Kunstfasern vorgezogen werden. Und wie wäre es mit dem Zwiebellook? Einfach mehrere Lagen übereinander tragen, so kann schnell eine Lage abgeworfen werden, wenn es heiß hergeht. Zum Beispiel: Top, Shirt und Strickjacke übereinander anstelle des Wollpullovers.
2. Schuhwerk
Wer zu Schweißfüßen neigt, achtet auf das richtige Schuhwerk: Lederschuhe mit durchgehender Sohle. Gummi- und Kunststoffsohlen fördern nur zusätzlich den Fußschweiß. Schuhe im Laufe des Tages öfter wechseln und so oft es geht barfuß laufen. Jetzt im Sommer lässt sich das gut umsetzen, denn so werden die Fußsohlen stimuliert und die Aktivität der Schweißdrüsen reguliert.
3. Ernährung
Die richtige Ernährung hat Einfluss auf die Gesundheit und ebenso auf das Schwitzverhalten. Fettreiche und scharfe Speisen regen das Schwitzen ebenso an, wie Nikotin und Alkohol. Wie immer gilt: genießen ja – aber bitte in Maßen!
4. Trinken
Hier gilt nicht: wer viel trinkt, der schwitzt viel! Die Schweißmenge hängt nicht von der Trinkmenge ab. Es ist ganz egal, aus welchen Gründen man schwitzt, der Körper muss den Flüssigkeitsverlust wieder ausgleichen. Auch Mineralen und Salze, die durch das Schwitzen ausgeschwemmt werden, müssen „nachgeladen“ werden.
Der beste Durstlöscher ist und bleibt Mineralwasser. Idealerweise nicht eiskalt, da dies einen nur unnötig ins Schwitzen bringt. Denn der Körper bekommt so ein falsches Signal und produziert zusätzliche Wärme, um die „Kälte“ auszugleichen.
5. Duschen / Wechselduschen
Wer zu verstärktem Schwitzen neigt, hat meist auch das Bedürfnis sich häufig zu duschen. Täglich mindestens einmal abbrausen, dabei zu pH-neutralen Seifen oder Duschgelen greifen. Auch Wechselduschen (Kalt-Warm) speziell für die Arme und Beine sind empfehlenswert und erfrischend.
6. Salbei
Das wohl bekannteste Hausmittel bei Schwitzen: eine Tasse Salbeitee. 1-2 Teelöffel Salbei mit heißem Wasser aufbrühen, 5-10 Minuten ziehen lassen, durchsieben und lauwarm in kleinen Schlucken genießen.
7. Pflanzen zur Beruhigung
Starkes Schwitzen ist nicht selten auch eine große Belastung für die Nerven. Die Folgen sind seelische Anspannungen, die das vermehrte Schwitzen nur zusätzlich steigern. Es gibt einige Heilkräuter, die auf ganz natürliche Weise beruhigend wirken. Hierzu gehören z.B. Baldrian, Melisse, Lavendel oder auch Johanniskraut.
8. Ätherische Öle
Auch ätherische Öle werden im Kampf gegen vermehrtes Schwitzen eingesetzt. Zusätze von Salbei, Citronella, Rosenholz, Thuja oder Zypresse in Bädern oder Duschcremes sind empfehlenswert. Kleiner Tipp bei starkem Fußschweiß: 2-4 Tropfen Fichten-, Kiefer-, Rosmarin- oder Teebaumöl mit dem Fußbalsam mischen und damit die Füße eincremen.
9. Traubensilberkerze
Hierbei handelt es sich um ein Hahnenfußgewächs aus Nordamerika. Das pflanzliche Extrakt der Wurzel ist bei übermäßigem Schwitzen wirksam.
10. Entspannung
Stress belastet die Nerven und hat eine gesteigerte Schweißproduktion zur Folge. Mit regelmäßigen Entspannungsübungen, wie z.B. Autogenes Training, Yoga oder auch Meditation, wird das vegetative Nervensystem beruhigt und so Schwitzen vorgebeugt.