Heute schon den Kreislauf auf Trab gebracht? Oder gleich vom Bett, an die Kaffeemaschine, an den Schreibtisch gehüpft?

Kann man machen, sollte man aber nicht. Dieser Tage, in denen viele ihren Alltag neu strukturieren müssen, wäre doch genau der richtige Zeitpunkt, um einen neuen, vielleicht sogar gesünderen Lebensstil zu etablieren. Und der muss noch nicht einmal mit großem Zeitaufwand verbunden sein, geschweige denn mit teurer Ausrüstung oder weiten Wegen, die sich ohnehin verbieten.

So bringen wir den Kreislauf auf Trab

Wir erinnern uns an das Wissen des klugen Pfarrers Sebastian Kneipp. Wer war nicht mit Oma und Opa in den Kurgärten des Landes unterwegs, um im Storchenschritt durch die Kneipp-Anlage zu waten? Wobei wir natürlich dieser Tage auf der Suche nach Alternativen zu bevölkerten Parks sind. Holen wir uns unseren Kneipp also einfach ins Haus.

Und das geht so: Wir füllen unsere Badewanne mit frischem Wasser. Wobei „frisch“ hier durchaus wörtlich zu nehmen ist, sollte das Wasser doch kühler als 18 Grad Celsius sein. Das Becken nicht höher als bis zum Knie füllen, langsam einsteigen und im Storchengang auf der Stelle treten. Storch heißt, jeweils ein Bein komplett aus dem Wasser heben, dabei zeigt die Fußspitze nach unten. Doch Vorsicht: Festhalten nicht vergessen, außerdem kann eine rutschfeste Matte als Unterlage nicht schaden. Immer wechselnd heben wir das Bein so lange, bis der Kältereiz zu stark wird, und wir die Wanne wieder verlassen. Mit den Händen streifen wir das Wasser von den Beinen, ziehen warme Socken an und gehen ganz bewusst eine Weile durch die Wohnung. Die sich langsam ausbreitende Wärme sorgt für ein köstliches Wohlgefühl.

Was es bringen soll? Es regt den Kreislauf an, fördert die Durchblutung, kräftigt die Venen und hilft gegen Krampfadern. Und das ohne auch nur einen Fuß vor die Tür gesetzt zu haben.

Wer aber so gar nicht auf seinen Kaffee verzichten möchte, der greift auf den sogenannten Kneippschen Espresso zurück. Doch Vorsicht, diesen Energiebooster nur einsetzen, wenn Hände und Arme warm sind. Wer ohnehin schon zu kalten Händen neigt, gar Herzkrankheiten oder eine Angina pectoris hat, der verzichtet besser auf diesen speziellen Espresso-Shot. Alle anderen füllen das Waschbecken mit kaltem Leitungswasser und tauchen die Arme bis zur Mitte der Oberarme unter Wasser. Lächeln nicht vergessen. Nach 30 bis 40 Sekunden ist ein deutliches Kältegefühl spürbar und wir nehmen die Arme aus dem Wasser, streifen sie ebenfalls mit den Händen ab, ziehen uns einen warmen Pulli an und schlenkern etwas mit den Armen. Selten hat ein Espresso so gutgetan.

Wer noch eine Schippe drauflegen will, der macht es, wie einige Fitness-Influencer. Die werfen ganze Eisblöcke in die Badewanne, um den ultimativen Frischekick zu erleben. Was speziell in Russland oder Finnland schon seit Generationen in eisigen Seen vorgemacht wird, ist nun auch bei jenen angekommen, denen Kneipp nicht mehr reicht. Und wenn dafür nur eine Badewanne notwendig ist, warum nicht einfach mal ausprobieren? Einsteiger fangen aber vielleicht einfach mit Wechselduschen an, steigern sich zu kalten Duschen, bis sie es einige Sekunden, dann aber einige Minuten in der Kälte aushalten.

Die Gelehrten scheinen sich auch hier einig zu sein: Eisbaden hat, sofern der Badende nicht gesundheitlich eingeschränkt ist, viele Vorteile. Das liegt vor allem an dem starken Kältereiz, der eine Reihe positiver Effekte auf den Körper hat. Es stärkt die Durchblutung, hält die Blutgefäße gesund und stabilisiert den Kreislauf. Zudem haben Forscher herausgefunden, dass regelmäßiges Eisbaden das Immunsystem anregt und die Zahl der Leukozyten erhöht. Das schützt vor Infektionen und hemmt Entzündungen.

Und wer in diesen unsicheren Zeiten eine Möglichkeit sucht, seiner Psyche etwas Gutes zu tun, der sollte es ebenfalls mit Eisbaden versuchen. Es soll helfen, Ängste abzubauen und Panikattacken vorzubeugen. Nicht zu vergessen, soll der Temperaturschock über viele Stunden hinweg Glückshormone freisetzen. Und das schafft, wenn wir ehrlich sind, noch nicht einmal Kaffee.