Schweißgebadet beim Kundentermin oder Schwitzflecken beim ersten Date? Es müssen nicht immer hochsommerliche Temperaturen der Auslöser sein. In manchen Fällen ist eine Überfunktion der Schweißdrüsen die Ursache. Dermatologen verfügen über eine Reihe von Behandlungsoptionen, um übermäßiges Schwitzen zu stoppen.

Wieso schwitzen wir?

Ob beim Joggen oder in der Sauna, bei hochsommerlichen Temperaturen oder bei Fieber: Schwitzen hat eine wichtige Funktion bei der lebensnotwendigen Regulation der Körpertemperatur. Aufregung oder Angst können uns ebenfalls ins Schwitzen bringen.

Die Schweißabsonderung wird, vermittelt durch den Botenstoff Acetylcholin, über das vegetative Nervensystem gesteuert, erklärt Dr. Rainer Jokisch, Hautarzt in Kelkheim.

Woher kommen die plötzlichen Schweißausbrüche?

Bei manchen Menschen aber kommt es zu übersteigerten Reaktionen der Schweißdrüsen schon auf geringfügige Reize, ohne dass es für die Wärmeregulation erforderlich wäre. Diese Fehlfunktion wird als Hyperhidrose bezeichnet.

Übermäßiges Schwitzen, insbesondere wenn es am ganzen Körper auftritt, kann Begleitsymptom einer inneren Erkrankung, beispielsweise einer Schilddrüsenstörung, einer neurologischen Erkrankung, einer Infektion oder einer Tumorerkrankung sein. Viele Frauen leiden in den Wechseljahren unter Schweißausbrüchen und Hitzewallungen.

Davon zu unterscheiden ist die primäre, fokale Hyperhidrose, die meist symmetrisch unter den Achseln, an Handflächen oder Fußsohlen, seltener im Gesicht oder am Rücken auftritt. Die Erkrankung ist genetisch bedingt und oft sind auch andere Familienmitglieder betroffen, berichtet Dr. Jokisch. Infolge der Hyperaktivität der Schweißdrüsen kommt es zu einer verstärkten Schweißabsonderung. Das heftige Schwitzen beeinträchtigt nicht nur das körperliche Wohlbefinden. Insbesondere übermäßiges Schwitzen unter den Achseln, die axilläre Hyperhidrose, kann die Lebensqualität erheblich mindern, betont Dr. Jokisch: Durchgeschwitzte Kleidung kann sehr peinlich sein und oft kommt noch ein unangenehmer Geruch, eine sogenannte Bromhidrose, hinzu. Die Betroffenen fühlen sich stigmatisiert und ziehen sich zurück oder müssen sogar berufliche Nachteile in Kauf nehmen. Die ständige Angst vor dem nächsten Schweißausbruch kann das Problem noch verschlimmern.

Was tun bei Hyperhidrose?

Mit der üblichen Körperhygiene und Deos oder dem Meiden schweißtreibender scharfer Gewürze oder heißem Tee und Kaffee ist es bei den Betroffenen nicht getan. Hautarzt Dr. Jokisch empfiehlt zur Behandlung der axillären Hyperhidrose ein stufenweises Vorgehen: Zunächst kann eine äußerliche Anwendung Aluminiumchlorid-haltiger Antiperspiranzien versucht werden. Viele Patienten sind jedoch verunsichert, weil sie ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs oder eine Alzheimer-Erkrankung befürchten. Wissenschaftlich bestätigt ist eine solche gesundheitliche Gefährdung durch Aluminiumchlorid-haltige Antiperspiranzien allerdings bislang nicht. Vorsorglich sollten die Produkte aber nicht auf frisch rasierte Achselhaut oder entzündete Areale aufgetragen werden.

Lässt sich mit Antiperspiranzien der Achselschweiß nicht ausreichend reduzieren oder bestehen Unverträglichkeiten kann ein Versuch mit lontophorese erfolgen. Die geringe Praktikabilität unter den Achseln und die Notwenigkeit einer häufigen Anwendung führt jedoch meist zu einer geringen Akzeptanz bei den Patienten.

Das Medikament Botulinumtoxin A wirkt dagegen sehr zuverlässig. Es wird direkt in die betroffenen Areale eingespritzt und hemmt die Freisetzung von Acetylcholin. Die Wirkung hält sechs bis zwölf Monate an.

Wird eine dauerhafte Reduktion des axillären Schwitzens gewünscht, wird meist eine minimal-invasive laserassistierte Saugkürettage durchgeführt. Eine radikale chirurgische Entfernung des schweißdrüsentragenden Hautareals sei heute obsolet, so Dr. Jokisch.

Ein dauerhafter Erfolg, ohne die Risiken einer Operation in Kauf nehmen zu müssen, lässt sich neuerdings mit thermolytischen Verfahren erzielen, berichtet Dr. Jokisch. Einige Hautarztpraxen bieten eine Behandlung der axillären Hyperhidrose mit einer innovativen Technologie an, bei der die Schweißdrüsen durch eine gezielte Erwärmung mit Mikrowellen zerstört werden.

Die Anwendung erfolgt unter örtlicher Betäubung und dauert pro Achselhöhle etwa 15 bis 30 Minuten. Neben oberflächlichen Blutergüssen ist bei manchen Patienten aber mit schmerzhaften Schwellungen oder einem vorübergehenden Taubheitsgefühl im behandelten Areal zu rechnen. Der Patient kann nach der Behandlung sofort seinem gewohnten Alltag nachgehen. Sport und Saunabesuche sollten jedoch noch einige Tage vermieden werden, um den Achselbereich zu schonen. Bei Bedarf empfiehlt sich die Einnahme eines Schmerzmittels.

Die Schweißdrüsen werden laut Zulassungsstudien um rund 80 Prozent reduziert, so Dr. Jokisch. In der Regel empfiehlt sich aber, die Behandlung nach drei Monaten zu wiederholen, um vergleichbar gute Ergebnisse wie in den Studien zu erreichen. Da die Schweißdrüsen nicht mehr regenerieren, wird das Schwitzen nachhaltig auf ein Normalmaß reduziert. Auch eine Bromhidrose bessert sich.

Der Erfolg der Behandlung bemisst sich nach der erreichten Verbesserung der Lebensqualität, die standardisiert mit dem Hyperhidrosis Disease Severity Score (HDSS) erhoben wird.

 

Text: Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V.