Mit ihren zähen dornenbewehrten Blättern sieht sie aus wie ein Kaktus und stammt tatsächlich auch wie dieser aus der Wüste. Sie gehört aber botanisch zu den eher zierlichen Liliengewächsen: die Wüstenlilie Aloe Vera. Was unter solch fast schon paradoxen Vorzeichen gedeiht, muss ein Geheimnis in sich bewahren. Und das tut die Aloe Vera Pflanze.
Woran mangelt es in den subtropischen Wüstenregionen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas, der Heimat der Aloe Vera, am meisten? An Wasser beziehungsweise an Feuchtigkeit und an Nährstoffen, die Pflanzen zum Überleben brauchen. In den Jahrtausenden ihrer Entwicklung hat die Aloe Vera gelernt, sich perfekt an diese widrigen Lebensumstände anzupassen. Ihre langgezogenen, wenig biegsamen Blätter sind von einer Wachsschicht ummantelt und am Rand mit dünnen Dornen wie mit Zähnen bewaffnet. Auf den ersten Blick erinnert sie an eine Agave. Doch sie ist eine Verwandte von Zwiebel oder Knoblauch. Das, was die unauffällige Erscheinung so kostbar macht, ist ihr Inneres, das sie mit ihrer wehrhaften Außenhaut schützt. Die Pflanze bildet nämlich die Nährstoffe, die sie benötigt, selbst und speichert diese sowie das Wasser, das sie zum Überleben benötigt, in ihrem gelartigen Innenleben. Der wichtigste Wirkstoff ist das Polysaccharid Acemannan. Es ist eine langkettige Zuckerform, ein lebensnotwendiges Kohlenhydrat.
Dieses ist auch für den Menschen bedeutsam. Der produziert Acemannan nämlich nur bis zur Pubertät; danach muss es über die Nahrung zugeführt werden. Acemannan stärkt die Immunabwehr. Das Blattmark enthält außerdem andere wertvolle Wirkstoffe, darunter zahlreiche Vitamine, Enzyme und Mineralstoffe, Aminosäuren, ätherische Öle sowie die schmerzstillende Salicylsäure. Das zähflüssige, schleimige Gel aus dem Frischblatt wird sehr schnell von der Haut aufgenommen. Es spendet Feuchtigkeit, kühlt Sonnenbrand und Insektenstiche und heilt dank seiner antibakteriellen Wirkung Wunden, was schon die Krieger der Antike wussten. All diese Eigenschaften prädestinieren die Aloe Vera als Kosmetikum bzw. als Inhaltsstoff in Kosmetika.
Auch als Lebensmittel bzw. Nahrungsergänzungsmittel werden der Aloe Vera äußerst positive Eigenschaften zugeschrieben. Doch hier ist Vorsicht geboten. Neuere Studien der amerikanischen Lebensmittel- und Gesundheitsbehörde FDA konstatieren in Zusammenhang mit Aloe Vera schwere Nebenwirkungen, die von Blutdruckschwankungen bis zu Panikattacken reichen. Der Bitterstoff Aloin, der in der Blattrinde enthalten ist, hat abführende Wirkung. Als Nahrungsmittel ist Aloe Vera mit Vorsicht zu genießen, doch dass sie für die Hautpflege segensreich sein kann, ist unumstritten.
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