Füllt eine Multivitamintablette am Morgen wirklich die Depots des Körpers auf? Experten äußern oft Zweifel, ob Vitamine in Tablettenform und Mineral-Supplements dem Körper einen Gefallen tun. Das Hauptargument lautet dabei, dass unser Körper die wertvollen Substanzen auf natürliche Weise aufnehmen sollte, um wirklich einen Vorteil zu haben.

Die Versprechen der Multivitaminpräparate

Die Werbung lässt uns wissen, dass wir Vitamine, Mineralien und Spurenelemente ganz einfach über Sprudeltabletten oder Kapseln zu uns nehmen können. Der Vorteil liegt auf den ersten Blick darin, dass breite Spektren an Vitaminen und Vitalstoffen komprimiert in einem Produkt verfügbar sind.

Es gibt auf dem Markt zahlreiche Produkte und Varianten. Die meisten Multivitaminpräparate sollen in einer Tablette ein möglichst breites Spektrum abdecken, andere sind auf ganz bestimmte Bedürfnisse zugeschnitten.

Die gängigsten Vitamine, die zugeführt werden, sind Vitamin C, B-Vitamine (wie B6, B12 und Folsäure). Häufig werden Mineralien wie Kalzium, Magnesium oder Zink sowie andere Vitalstoffe wie Eisen, Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien kombiniert.

Darreichungsformen von Multivitaminpräparaten

  • Sprudeltabletten lösen sich in Wasser auf und geben die Vitamine und Mineralien in flüssiger Form frei. Sie bestehen oft aus Brausemittel wie Zitronensäure und Natron, wodurch sie sprudeln und sich schnell auflösen.
  • Kapseln enthalten Vitamine in Pulver- oder Flüssigform und werden meist mit einer Gelatinekapsel oder einer pflanzlichen Hülle ummantelt. Sie sind leicht zu schlucken und setzen ihre Wirkstoffe langsam frei.
  • Flüssige Multivitamine werden in Phiolen oder in Tropfenform angeboten. Sie sind besonders geeignet für Menschen, die Schwierigkeiten haben, Tabletten zu schlucken, oder für Kinder.

Kritik an Multivitaminpräparaten: Ist sie berechtigt?

Kritiker führen an, dass synthetisch hergestellte Vitamine vom Körper schlechter aufgenommen werden.

Außerdem können uns die vermeintlich leichten Tabletten und Supplements dazu verleiten, einen gesunden und ausgeglichenen Lebensstil schleifen zu lassen.

Studien zufolge „erkennt“ unser Körper Vitamine, Mineralien und andere Vitalstoffe sogar nur dann optimal, wenn wir sie in ihrem natürlichen Kontext zu uns nehmen.

In der Phytotherapie bzw. Pflanzenheilkunde gibt es dazu den Begriff des „Entourage-Effektes“. Damit bezeichnen Wissenschaftler und Ernährungsexperten den Gesamternährungswert (oder Heilwert) einer Pflanze oder in diesem Fall einer vitaminhaltigen Nahrung.

Die Idee dahinter ist, dass die Wirkung für den Körper aus dem Gesamtpaket kommt. Ein Vitamin entfaltet also nur dann seine volle Wirkung, wenn auch die Nebenstoffe einer Banane oder eines Apfels aufgenommen werden.

Die Vitamin-Kombinationen in Nahrungsergänzungsmitteln können solchen natürlichen Vitamin-Bomben nachempfunden sein – sie müssen es aber nicht. Oft sind die Zusammenstellungen der Vitamine willkürlich, und einige Experten meinen sogar, dass die Vitamine nicht selten überdosiert werden.

Wie werden Multivitaminpräparate hergestellt?

Die Vitamine in Multivitaminpräparaten sind in der Regel synthetisch hergestellt. Das bedeutet, sie werden im Labor chemisch nachgebildet und isoliert. Dieser Prozess ist kostengünstiger als die Gewinnung von Vitaminen aus natürlichen Quellen, führt aber häufig dazu, dass der Körper sie weniger gut verwertet.

Es gibt auch natürliche Multivitaminpräparate, bei denen die Vitamine aus pflanzlichen Quellen extrahiert werden, doch diese sind oft unnötig teuer.

Nachteile von Multivitaminpräparaten

  • Synthetische Vitamine werden vom Körper möglicherweise schlechter aufgenommen.
  • Eine Überdosierung bestimmter Vitamine kann zu gesundheitlichen Problemen führen.
  • Die Kombination von Vitaminen und Mineralien ist oft nicht optimal auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt.

Vorteile von Multivitaminpräparaten

  • Praktisch und einfach in den Alltag zu integrieren.
  • Sie können gezielt Nährstoffmängel ausgleichen, wenn ein erhöhter Bedarf besteht (z. B. während der Schwangerschaft, bei Veganern oder bei Menschen mit bestimmten Erkrankungen).
  • Ideal für Menschen, die ihre Nährstoffzufuhr nicht immer über die Nahrung decken können.

Den Vitaminhaushalt natürlich decken

Wer kennt nicht die berühmte „5-am-Tag“-Regel, die besagt, dass wir jeden Tag fünf verschiedene Sorten von Obst und Gemüse essen sollten, um unseren Vitaminhaushalt zu decken. Dabei gilt als weitere Faustregel, dass wir wirklich alles Gute der Natur abbekommen, wenn wir auf Abwechslung bei den Farben und auf Qualität achten.

Vitamine und Mineralien stecken aber längst nicht nur in Obst und Gemüse, sondern auch in Fleisch, Milch, Fisch und Getränken wie angereicherten Wassern. Selbst Bier und Wein können geringe Mengen an Vitaminen und Vitalstoffe enthalten.

Befürworter der Nahrungsergänzungen führen an, dass viele Nahrungsmittel heute aufgrund der industriell gewordenen Landwirtschaft nicht mehr so nährstoffreich sind wie früher. Wer wirklich sicher gehen will, sollte beim Einkauf also auf hochwertige und frische Nahrung achten, um wirklich alle Nährstoffe zu bekommen.

Trotzdem kann jeder, der sich abwechslungsreich, frisch und mit Freude ernährt, seinen Vitamin- und Mineralienbedarf wahrscheinlich gut auf natürliche Weise decken. Nahrungsergänzungsmittel sollten kein Ersatz für gutes Essen sein und nur ausnahmsweise Defizite füllen oder gezielt bei bestimmten Mangelsituationen eingesetzt werden.