Wie wirksam sind Nahrungsergänzungsmittel? Gesunde Haut und Haare einfach durch Pulver und Co? Wir beleuchten einige Versprechen der Hersteller
Schönheit kommt von innen! Oder, frei übersetzt: Wir können uns so viel Cremes und Gels, Masken und Öle auf Gesicht, Körper oder Haare schmieren, das hat so gut wie gar keinen Effekt. Viel wichtiger ist es, wenn wir uns von innen die „Nahrung“ zuführen, die unser Körper braucht, um strahlend, gesund und vital zu wirken. Aber wer isst schon so gut und ausgewogen, um nicht zu denken, an der einen oder anderen Stelle nachhelfen zu müssen?
Gehen wir also den Versprechen der Industrie auf den Grund, die Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt schmeißt, als gäbe es kein Morgen. Die Palette reicht von „All in one“- Produkten, die versprechen, mit einer Kapsel am Tag die gröbsten „Baustellen“ im Körper zu bearbeiten, bis hin zu speziellen Präparaten, die im Zweifel hochdosiert konsumiert werden, weil der eine oder die andere damit „Erfolge“ erzielt hat. Was kann sinnvoll sein und was ist im Zweifel schon zu viel?
Um eines vorwegzunehmen: Wer der Sache planvoll auf den Grund gehen möchte, der konsultiert erst einen Arzt, und lässt mittels Blutprobe bestimmen, an welchen Stellen es im Zweifel tatsächlich einen Mangel gibt, der behoben werden sollte.
Nährstoffe für eine gesunde Haut
Es gibt grundsätzlich erst einmal einige Bausteine, die unser Körper braucht, um seine Arbeit gut zu erledigen. Bestimmte Nährstoffe sollen dafür sorgen, dass wir starke Nägel, gesunde Haare und schöne Haut haben.
Dazu gehören unter anderem:
Selen
Selen ist ein wichtiges Spurenelement. Es ist Bestandteil verschiedener Enzyme, die eine Rolle für bestimmte Körperfunktionen spielen. Es trägt nicht nur zu einer gesunden Schilddrüse bei, es sorgt auch für schöne Haare und Nägel. Eine gute Selenquelle sind Paranüsse. Wer regelmäßig die gesunde Nuss isst (die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt bis zu 6 Paranüsse täglich), kann sich ein Nahrungsergänzungsmittel sparen.
Provitamin A (Betacarotin)
Sowohl für die Struktur als auch für die Gesundheit der Haut ist dieser Stoff essenziell. Ein Mangel kann sich durch trockene Haut bemerkbar machen. Außerdem soll Provitamin A, das zu den Antioxidantien zählt, den sogenannten oxidativen Stress minimieren, einem Hauptverursacher vorzeitiger Hautalterung. Dafür braucht es aber unter Umständen keine Pille. Wer viel Paprika, Spinat, Karotten oder auch Beeren isst, sollte gut versorgt sein.
Vitamin B2, auch Riboflavin genannt
Wer sich mit dem Thema Nahrungsergänzungsmittel schon länger beschäftigt, dem wird Riboflavin schon mal begegnet sein. Es findet sich vielfach in Produkten, die als „Vitamin-B-Komplex“ verkauft werden. Ein Mangel an Vitamin B2 kann sich unter anderem in Hautproblemen wie Akne, Hauttrockenheit und Hautrissen zeigen. Da der Nährstoff allerdings in vielen Lebensmitteln enthalten ist, kommt es in Deutschland selten zu einem Mangel. Wer regelmäßig Brokkoli, Pilze und Eier zu sich nimmt, ist schon mal gut gerüstet. Es müssen ja keine Austern sein – die enthalten auch viel Vitamin B2. Ein Nahrungsergänzungsmittel ist damit überflüssig.
Biotin
Biotin ist ganz grundsätzlich gut für Haut und Haare. Daher dürfen Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln mit folgenden Zusätzen werben: „Biotin trägt zum Erhalt normaler Haare bei“ sowie „Biotin trägt zum Erhalt normaler Haut bei“. Davon ausgenommen ist allerdings der Verweis auf eine ähnliche Wirkung bei Nägeln. Obgleich, darauf weisen Verbraucherschützer hin, im Versuch mit Tieren bewiesen wurde, dass Hufe nach der Gabe von Biotin härter waren. Da Hufe aber nicht gleich Nägel sind, müsste man auf weitere „menschliche Studien“ warten, die ähnliches auch für Zweibeiner belegen.
Hersteller werben dennoch mit einem Zusatznutzen für Nägel, indem sie ihren Produkten Kieselerde, Zink und Selen zuführen. Für diese Stoffe ist der positive Effekt, der zum „Erhalt normaler Nägel“ führt, nämlich erlaubt.
An Biotin herrscht in Deutschland kein Mangel. Vor allem in Haferflocken findet es sich in großen Mengen, darüber hinaus in Pilzen, gekochten Eiern und Nüssen.
Der Hype: Kollagenpräparate
Kollagen ist mit einem Anteil von 30 Prozent das am häufigsten im menschlichen Körper vertretene Eiweiß. Die sogenannten Struktur-Proteine sind wichtig für die Spannkraft unserer Haut, für die Gesundheit unserer Haare, Nägel, Sehnen und das Bindegewebe. Mit dem Alter nimmt die körpereigene Kollagen-Produktion jedoch ab. Daher gibt es Pulver, Cremes, Ampullen oder Kapseln, die abhelfen sollen.
Kollagen ist grundsätzlich tierischen Ursprungs und wird industriell aus Schlachtabfällen gewonnen. Studien haben gezeigt, dass die Kollagenprodukte in ihren einzelnen Bestandteilen, – also als Aminosäuren – tatsächlich im Körper ankommen. Ob sie dann aber in körpereigenes Kollagen umgewandelt werden, ist völlig unklar, weil es nicht erwiesen ist.
Da Hersteller bei Nahrungsergänzungsmitteln keine Wirksamkeit durch Studien nachweisen müssen, bleibt bei allen Versprechen ein großes Fragezeichen.
Auch hier verweisen Experten eher auf eine ausgewogene Ernährung. Rindfleisch und Lachs, aber auch Sojabohnen, Erbsen, Linsen, Haferflocken, Kürbiskerne, Reis, Erdnüsse und Weizenkeime werden empfohlen.
Nahrungsergänzungsmittel Trink-Ampullen
Die kleinen Ampullen gibt es von verschiedenen Herstellern und in unterschiedlichen Preiskategorien. Allen ist gemein, dass sie kurmäßig angewendet werden sollen. Die meisten Hersteller empfehlen eine zweimonatige tägliche Einnahme. Durch den Drink sollen die Inhaltsstoffe über das Blut in die Zellen gelangen. Dort sollen sie neues Kollagen produzieren und damit dafür sorgen, dass die Haut aufgepolstert wird und damit jünger aussieht.
Die Inhaltsstoffe variieren von Hersteller zu Hersteller. Darin enthalten sind je nach Produkt vor allem Wasser, Hyaluronsäure oder Kollagen, verschiedene Vitamine, Mineralstoffe, Zucker oder Süßungsmittel, Aromen, Konservierungsstoffe.
In kleinen Versuchsreihen wurden allerdings höchstens feinste Verbesserungen des Hautbildes gesehen. Ob einem die Investition wert ist, muss jeder für sich entscheiden.
Die Verbraucherzentrale rät vom Konsum der teuren Drinks ab. Sie empfiehlt Sonnenschutz, Nikotinverzicht und einen allgemein gesunden Lebenswandel mit ausreichend Schlaf. Dazu viel Wasser und ungesüßten Tee, die die Haut gut aufpolstern.