Volles, dichtes Haar ist wie ein Versprechen. Mit einem glänzenden Haarschopf verbinden wir Gesundheit und Vitalität, darüber hinaus Schönheit und auch Fruchtbarkeit. Viele Frauen erleben aber im Laufe ihres Lebens immer mal wieder Phasen, in denen ihnen mehr Haare ausfallen als üblich. Dabei ist gut zu wissen, dass jeder Mensch ohnehin bis zu 100 Haare täglich verliert. Werden es mehr, und das über einen längeren Zeitraum, dann ist das schnell beängstigend. Und – ja – es gibt tatsächlich Krankheitsbilder, die zeitweisen, länger anhaltenden oder unwiderruflichen Haarverlust mit sich bringen. Für Frauen, die deutlich seltener von Haarausfall betroffen sind als Männer, sind die Probleme vielschichtig. Und das auch, weil es viele Ursachen für dünner werdendes Haar gibt. Allen gemein ist die gefürchtete Konsequenz: lichte, kahle Stellen, die sich im schlimmsten Fall immer stärker ausweiten.

Gehen wir also der Sache auf den Grund.

Welche Arten von Haarausfall sind bekannt?

  • Erblich bedingte Haarausfall
  • Kreisrunder Haarausfall
  • Diffuser Haarausfall

Darüber hinaus können die Haare auch infolge einer schweren Erkrankung, durch Medikamente infolge einer Krebstherapie oder durch starke Hitzeeinwirkung ausfallen. Auch angeborene Haarlosigkeit ist bekannt.

Wir wollen uns hier auf die drei oben genannten Probleme konzentrieren:

  1. Erblich bedingter Haarausfall
    Die so genannte androgenetische Alopezie kann von der Mutter oder vom Vater vererbt werden. Hormone spielen die entscheidende Rolle. Die Follikel – das sind die Haarschäfte unter der Haut – reagieren über­empfindlich gegen­über männ­lichen Sexualhormonen, Testosteron und Dihydrotestosteron (DHT). Ein Abbau­produkt des Boten­stoffs lässt die Follikel schrumpfen, die Haare werden feiner, fallen irgend­wann aus. Schließ­lich sterben die Follikel ab. Dann wachsen keine Haare mehr nach. Bei Frauen tritt der altersbedingte Haarausfall häufig mit Beginn der Menopause ein, wenn der Körper hormonelle Veränderungen durchläuft und die Eierstöcke kein Östrogen mehr produzieren. Er schüttet jetzt mehr Testosteron aus, die Haare gelangen schneller in die Ruhephase und fallen dann aus. Bei Frauen macht sich das durch ein Ausdünnen der Haare im Scheitelbereich und sogenannte Geheimratsecken bemerkbar.
  2. Kreisrunder Haarausfall
    Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) ist ein runder, lokal begrenzter, krankhafter Haarausfall. Fachleute nehmen an, dass es sich bei dem Krankheitsbild um eine Störung des Immunsystems handelt. Sie ist mit etwa 1,4 Millionen Betroffenen die häufigste Haarausfallerkrankung. Zu den Ursachen schreibt der Verein „Alopecia Areata Deutschland“: „Vermutet werden vier oder fünf Faktoren, die zusammentreffen müssen, damit sich die Antikörper bilden können. Bislang wurden dazu allerdings keine treffenden Veröffentlichungen bekannt.“ Überdurchschnittlich häufig sind Mädchen und junge Frauen betroffen.
  3. Diffuser Haarausfall
    Wenn der gesamte Kopf von Haarausfall betroffen ist und dazu mehr als 100 Haare täglich ausfallen, sprechen Ärzte von diffusem Haarausfall. Dabei ist die sogenannte Haarzwiebel zwar intakt, wird aber über den Blutweg nicht ausreichend mit Nährstoffen wie Aminosäuren (etwa Cystin) und Vitaminen der B-Gruppe versorgt. Hält der Zustand an, wird die Haarzwiebel nachhaltig gestört, das Haar fällt aus. Die Gründe sind (fast) so vielfältig wie die Zahl der Haare auf dem Kopf. So können Stress, hormonelle Schwankungen (typischerweise nach Schwangerschaft, in den Wechseljahren), Diäten, Stoffwechselstörungen, Schilddrüsenerkrankungen oder schwere Infektionen wie etwa eine Grippe Ursache für diffusen Haarausfall sein.

Nun gut, das hört sich zuerst einmalziemlich ernüchternd an. Wer über längere Zeit büschelweise Haare verliert oder kreisrunde, kahle Stellen am Kopf bemerkt, tut allerdings gut daran, zuerst einmal einen kundigen Dermatologen aufzusuchen. Vor allem sollte der Besuch nicht lange hinausgezögert werden.  Denn wer früher handelt, hat bessere Chancen, das Übel gut in den Griff zu bekommen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

  1. Bei erblich bedingtem Haarausfall:
    Ein wichtiger Therapieansatz besteht darin, die Bildung des haarwurzelschädigenden DHT zu hemmen. Bestimmte Wirkstoffe können lokal auf die Kopfhaut aufgebracht werden und dort an Ort und Stelle wirken. Nachhaltige Wirkung versprechen Tinkturen mit dem Wirkstoff Minoxidil. Zur Therapie von Haarausfall werden Tinkturen in unterschiedlichen Produkten rezeptfrei in der Apotheke angeboten. Dabei ist Geduld gefragt: Der Wirkstoff Minoxidil muss täglich zweimal auf die Kopfhaut aufgetragen werden. Erste Ergebnisse sollen sich nach etwa drei bis vier Monaten bemerkbar machen. Erst nach zwölf Monaten soll die maximale Wirksamkeit des Präparates eintreten.
  2. Bei kreisrundem Haarausfall:
    Oft bessert sich die Krankheit nach einigen Monaten von selbst. Als Therapie wird eine kortisonhaltige Salbe, die auf die betroffenen Stellen aufgetragen wird, verschrieben. Im Einzelfall können auch kortisonhaltige Tabletten verschrieben werden.
  3. Bei diffusem Haarausfall:
    So vielfältig wie die Ursachen für den diffusen Haarausfall sind, so unterschiedlich sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Stressreduktion, Auffüllen der Eisen-Speicher oder eine gesunde und vielfältige Ernährung können helfen. Begleitend kann der Haarausfall durch Zufuhr geeigneter Nähr- und Aufbaustoffe, etwa durch B-Vitamine, Aminosäuren und medizinische Hefe erfolgreich behandelt werden. Aufgrund des Lebenszyklus eines Haares muss die Behandlung mindestens drei bis sechs Monate fortgeführt werden.

Doch manchmal ist der Haarverlust nicht wirklich dramatisch und reguliert sich von selbst. Wer auf natürliche Hilfsmittel setzt, um lichter werdendem Haar entgegenzuwirken, der könnte folgende Tipps ausprobieren:

  • Eine Stylingpause. Tägliches waschen, föhnen, stylen stresst unsere Kopfhaut und damit auch die Haare. Es reicht, die Haare zwei oder drei Mal zu waschen, um gepflegt auszusehen.
  • Eine Maske mit Kokosöl. Die Inhaltsstoffe des Öls sollen Viren und Pilzen den Garaus machen. Wer es ausprobieren möchte, massiert eine ausreichende Menge Bio-Kokosöl sanft in die Kopfhaut ein und lässt es mindestens 30 Minuten, besser über Nacht, einwirken. Tipp: Leichtes erwärmen macht das Öl flüssiger. So lässt es sich leichter einmassieren. Im Anschluss kann das Haar wie gewohnt mit Shampoo gewaschen werden.
  • Spülungen mit Apfelessig sollen den Säure-Basen-Haushalt regulieren. Dabei wird lauwarmes Wasser mit Apfelessig im Verhältnis 5 zu 1 gemischt. Diese Tinktur kann nach der Haarwäsche aufgetragen werden. Der Essiggeruch verfliegt nach kurzer Zeit.

Was hilft? Das scheint so individuell, wie die Gründe für den Haarausfall. Am Ende braucht aber jede Betroffene vor allem eines: viel Geduld!