Der Dermatologe Dr. Jan Hundgeburth rät: Scharfes Essen und Alkohol bei Rosacea meiden und den Sonnenschutz nicht vergessen.
Viele kennen das: In peinlichen Situationen steigt uns die Röte ins Gesicht. Oder wir sind gestresst und vom Hals aufwärts zeigen sich rote Flecken, die sich langsam auf dem ganzen Gesicht ausbreiten. So weit, so normal. Krankheitswert bekommt die Röte erst, wenn sie nicht mehr verschwindet, wenn sie ein ständiger Begleiter ist.
Die sogenannte Rosacea, die auch Couperose genannt wird, ist eine anlagebedingte Krankheit, bei der die Blutgefäße im Gesicht dazu neigen, sich zu erweitern. Dabei liegt die Betonung auf dem Gesicht. „Extrem selten zeigt sich die Rosacea auch im Kopf- oder Brustbereich“, sagt Dr. Jan Hundgeburth, Dermatologe aus Frechen.
Wer ist betroffen?
Die chronische und entzündliche Hauterkrankung trifft Frauen deutlich häufiger als Männer. „Ich würde sagen, im Verhältnis 4 zu 1“, so Hundgeburth. In der Regel tritt die Krankheit ab dem 30. Lebensjahr auf. Dafür, so der Mediziner, verbessere sich das Krankheitsbild oft im Alter. Bei unter 30-Jährigen zeige sich die Krankheit in der Regel noch nicht. Vor allem Frauen mit heller Haut und hellen Augen sind betroffen.
Insgesamt trete die Erkrankung heutzutage nicht häufiger auf als früher, weiß der Dermatologe. „Die Rosacea war schon immer eine häufige Erkrankung“, sagt Hundgeburth. Viele Menschen gehen aber gar nicht erst zum Arzt, da sie keinen Leidensdruck empfinden. Der trete für die meisten erst dann auf, wenn sich Pustel und Pickel zeigen.
Mögliche Ursachen
Die Rosacea geht auf eine Veranlagung zurück, bei der verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, dazu gehört unter anderem, dass die feinsten Blutgefäße der Haut sich leicht erweitern und sich zu langsam wieder zusammenziehen.
Man geht davon aus, dass auch die Demodex-Haarbalgmilbe ein Auslöser für die chronische Erkrankung sein kann, da sie vermehrt auf der Haut von Rosacea-Patienten zu finden ist. Diese sogenannte Haarbalgmilbe ist im Grunde ein natürlicher Begleiter auf unserer Haut. Fast 90 Prozent der Menschen sind nach neusten Erkenntnissen „besiedelt“. Doch bei zu vielen Demodex-Milben könnte das eine Immunreaktion der Haut hervorrufen. Und das wiederum kann die typischen Rosacea-Symptome wie Rötungen, Papeln und Pusteln hervorrufen.
Die verschiedenen Stadien
- Zu Beginn neigt die Gesichtshaut – und hier vor allem die Wangen und auch die Nase – dazu, etwa bei Stress, nach Alkohol oder Anstrengung rot zu werden und rot zu bleiben. Später reagierten Patienten dann auch häufiger empfindlich auf äußere Reize wie Hitze, Kälte oder bestimmte kosmetische Produkte, wie der Mediziner erklärt.
- Im nächsten Stadium zeigen sich erweiterte Äderchen. Die Adern leiern quasi aus und die feinen Blutgefäße werden auf der Haut sichtbar. Bei einigen seiner Patienten, so der Frechener Mediziner, ergebe sich im Laufe der Zeit eine weitere Komplikation. „Es kann zu einer Talgdrüsenentzündung kommen.“ Die Pickel oder auch Knoten, die dann entstehen, müssen allerdings anders behandelt werden als Akne-Pickel. Denn im Unterschied zur Akne, die oft im jugendlichen Alter bis ins junge Erwachsenenalter auftritt, entstehen bei der Rosacea keine Mitesser.
- In einem dritten Stadium könne sogar die Nase immer größer werden. Das sogenannte Rhinophym ist eine knollenartige, gutartige Hautveränderung der Nase, die unter Umständen bei der schweren Form der Hautkrankheit auftreten könne, so Hundgeburth.
Die Pflege
Der Mediziner rät: „Man sollte zu starke Reize vermeiden“. Dazu zählen unter anderem Sonne, scharfes Essen, Alkohol, Hitze, aber auch Kälte. Damit sei auch klar, warum eher Menschen betroffen sind, die viel an der frischen Luft arbeiten. Ihre Haut ist besagten Wetter-Extremen einfach deutlich häufiger ausgesetzt.
- Im ersten Stadium: Vor allem sei ein guter Sonnenschutz wichtig. Zudem sollten die Betroffenen leichte, fettarme Pflegeprodukte aus der Apotheke verwenden. Übermäßige Hautpflege mit reichhaltigen Cremes könne dagegen zu einer Überfettung führen, die genau den gegenteiligen Effekt habe, weiß Hundgeburth.
- No-go: Zahnpasta auf die Pickel auftragen. Dieser Erste Hilfe-Tipp für Teenager-Haut, hat hier den genau gegenteiligen Effekt. Die Paste kann durch das Menthol zusätzlich reizen
- Bei flächiger Röte: Patienten, die ihre rote Gesichtshaut verbergen möchten, können eine verschreibungspflichtige Creme verwenden. Diese enthält einen Wirkstoff, durch den sich die Blutgefäße zusammenziehen und damit auch die Röte deutlich abgemildert wird.
- Falls bereits Pickel und Knoten bestehen, gibt es weitere, ebenfalls verschreibungspflichtige Cremes, Lotions oder Gele. Mit diesen Präparaten verbessere sich das Hautbild in der Regel schon nach wenigen Wochen. Wer damit noch keinen nachhaltigen Erfolg erzielt, der kann sich Tabletten verschreiben lassen.
- Wichtig: Viele seiner Patienten, so Hundgeburth, bemerken eine Verschlechterung, wenn sie die Behandlung beenden. „Im Zweifel kann es also auf eine Dauertherapie hinauslaufen.“
- Gegen die erweiterten Äderchen helfen allerdings auch keine Cremes. „Da können wir eine Laserbehandlung anbieten“, sagt der Mediziner. Das zwicke zwar ordentlich, helfe aber wirksam.
- Wer mag, könne zum Abdecken ein Puder oder ein leichtes Make-up verwenden, doch allzu fettreich sollte das nicht sein.