Retinol war gestern, die neuste Wunderwaffe gegen Falten heißt Tretinoin. Einst ausschließlich als Mittel gegen Akne eingesetzt, startet Tretinoin derzeit seinen Siegeszug als das ultimative Schönheitselixier. In den sozialen Netzwerken und den einschlägigen Foren wird die Substanz als 20 Mal wirksamer als Retinol gefeiert. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis die ersten Cremes und Tiegel in die heimischen Badezimmer einziehen.

Was genau ist Tretinoin?

Sowohl Retinol als auch Tretinoin sind sogenannte Retinoide. Unter diesem Begriff werden Varianten von Vitamin A zusammengefasst. Tretinoin, ein sogenanntes Derivat des Vitamins, wird auch als Vitamin A-Säure oder als Acid a Vit bezeichnet. Bei der Akne-Behandlung hilft Tretinoin, die Haut zu erneuern. Überschüssige, verdickte Hornhaut – wie sie bei Akne der Fall ist – schält sich ab und wird aufgelockert. Durch diesen Peelingeffekt wirkt die Haut ebenmäßiger und klarer, zudem verstopfen die Poren nicht mehr so schnell. Tretinoin fördert so eine gesunde Zellteilung und stimuliert die körpereigene Bildung von Kollagen und Elastin. Soll heißen: Was für Akne-Haut gut ist, hilft auch der alternden Haut auf die Sprünge.

Studien bestätigen die Wirkung

Die Entdeckung dieses neuen Wunderstoffs gegen die Hautalterung haben wir einem Zufall zu verdanken. Der amerikanische Dermatologe Albert M. Kligman hatte die Substanz in den späten 1980er-Jahren im Rahmen einer Studie gegen Akne entdeckt. Eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2005 bestätigte später die Wirksamkeit von Tretinoin. Damals wurde bei 204 Personen mit deutlich sonnengeschädigter Haut über zwei Jahre die Wirkung einer 0,05 prozentigen Tretinoin-Creme getestet. Eine Hälfte der Gruppe wurde gebeten, jeden Abend die Creme aufzutragen, die andere Hälfte bekam ein Placebo. Alle Probanden haben zusätzlich eine Feuchtigkeitscreme mit Sonnenschutz aufgetragen. Nach zwei Jahren wurde die Hautstruktur beider Gruppen verglichen. Bei den Personen, die besagte Tretinoin-Creme 0,05 % verwendeten, nahmen feine Fältchen, Pigmentflecken und die zuvor sichtbaren Sonnenschäden signifikant ab. Aber auch die Teilnehmer der Placebo-Gruppe durften sich über eine verbesserte Hautstruktur freuen. Dieser Effekt wird auf den konsequenten Einsatz von Sonnenschutz auch in der Placebo-Gruppe zurückgeführt.

„Vitamin-A-Säure ist der einzige Inhaltsstoff, von dem eindeutig feststeht, dass er hautverjüngend wirken kann“, ist daher auch Dr. Jetske Ultee, Forschungsärztin in der kosmetischen Dermatologie, überzeugt. Doch Vorsicht: Das Schönheitselixier ist nichts für sensible Haut. Sie kann nach der Anwendung brennen und gereizt sein. Deshalb sollte man die Dosis auch nur langsam steigern. Auf dem Markt sind Konzentrationen des Wirkstoffs zwischen 0,02 und 0,1 Prozent erhältlich. Am besten, man startet mit einer schwachen Konzentration, um sich langsam zu steigern. Zudem sollte eine Creme mit Tretinoin nur abends aufgetragen werden, da die Haut nach dem Auftragen empfindlicher auf UV-Strahlen reagiert. Und: Am nächsten Morgen den Sonnenschutz nicht vergessen.

 

Anmerkung der Redaktion: Produkte, die Tretinoin enthalten, sind hierzulande in der Regel verschreibungspflichtig. Einige Cremes sind allerdings auch ohne Rezept im Online-Handel erhältlich. Doch es wird vermutlich nicht lange dauern, bis diverse Tretinoin-Produkte auch auf dem heimischen Markt erhältlich sind. In den USA werden entsprechende Pflegeprodukte bereits frei verkauft.