Schon 3000 Jahre vor unserer Zeitrechnung versuchten die Menschen den Früchten, Kräutern und Wurzeln ihre Duftstoffe zu entlocken. Im alten Ägypten wurden damals die ersten Duftöle- und Salben hergestellt mit denen die Toten balsamiert wurden. So gelten die Ägypter heute als die eigentlichen Erfinder des Parfums. Damals legte man die entsprechenden Pflanzenteile in Öl oder andere Fette ein oder kochte die Pflanzenteile in heißem Fett aus. Nach einigen Tagen waren die duftenden ätherischen Öle in den jeweiligen Träger übergegangen und dieses Fett oder Öl konnte dann als Duftpomade verwendet werden. Ätherische Öle sind fett- und alkohollöslich, verflüchtigen sich schnell und diese Eigenschaften konnten auch in weiteren Verfahren zur Extrahierung der Duftstoffe genutzt werden. Bis heute werden zur Parfumherstellung mit natürlichen Duftstoffen hauptsächlich fünf Verfahren angewandt. Diese sind die Destillation durch Wasserdampf, die Enfleurage á froid, die Kaltpressung, die Extraktion und die Mazeration in heißem Fett, welche schon vor mehreren tausend Jahren bekannt war.

Die Destillation

Die frischen oder getrockneten Pflanzen werden wie in einem Dampfgarer auf ein Sieb gelegt, unter dem sich ein Behälter mit siedendem Wasser befindet. Hitze und Druck lösen die Duftmoleküle aus den Pflanzen und der Dampf mit den ätherischen Ölen steigt nach oben. Dieser Dampf wird in eine Kühlanlage geleitet, in der er dann abkühlt und es bildet sich Kondenswasser. Auf der Oberfläche dieses sogenannten Hydrolats schwimmt das ätherische Öl, da dieses meistens leichter als Wasser ist. In einem speziellen Behälter werden beide Flüssigkeiten durch Ablassen aus unterschiedlich hoch angebrachten Wasserhähnen voneinander getrennt. Nun kann das reine, ätherische Öl in dunkle Gläser abgefüllt werden.

Die Enfleurage

Die Enfleurage gehört zu den ältesten und teuersten Methoden der Parfumherstellung, mit deren Hilfe ätherische Öle gewonnen werden können. Auf einer mit Schweine- oder Rinderfett bestrichenen Glasplatte werden die entsprechenden Pflanzenteile ausgelegt und mehrere so präparierte Glasplatten aufeinander gestapelt. Unter anderem durch den dabei entstehenden Druck nimmt das Fett die fettlöslichen ätherischen Öle auf. Nach und nach werden dann die welken Teile durch frische Pflanzen ersetzt, bis das Fett von den Duftstoffen gesättigt ist. Dann wird das duftende Fett gereinigt und diese Pomade in Alkohol geschüttelt, bis sich das ätherische Öl und das Rinder- oder Schweinefett voneinander getrennt haben. Das ätherische Öl wird vorsichtig abgeschöpft und dieses “Absolue” in dunkle Fläschchen gefüllt. Dieses auf diese Weise hergestellte Blütenöl ist sehr kostbar und durch das aufwendige Herstellungsverfahren auch recht teuer.
Jedoch ist der Preis für ein solch hochwertiges Produkt durchaus gerechtfertigt.

Die Kaltpressung

Für die Gewinnung der ätherischen Öle aus den Schalen verschiedener Zitrusfrüchte werden die Schalen überwiegend mechanisch ausgepresst. Zuvor wird die Schale von der weißen Innenhaut und jeglichem Fruchtfleisch befreit. Die Pressung erfolgt mit frischer, seltener mit getrockneter Schale. Durch den Pressvorgang werden die Zellen, die das ätherische Öl enthalten, zum Platzen gebracht und geben dadurch das Öl frei.

Die Extraktion

Es gibt unterschiedliche Extraktionsmethoden, die bei der Gewinnung ätherischer Öle zur Parfumherstellung zum Einsatz kommen können. Eine der Methoden wendet chemische Lösungsmittel an, um die Duftstoffe auszulösen. Die andere Methode besteht darin, die ätherischen Öle mit Hilfe von Kohlendioxid zu extrahieren. Die Gewinnung durch Extraktion mit Kohlendioxid ist zwar kostenintensiver, jedoch auch schonender und löst die Gewinnung durch chemische Lösungsmittel immer öfter ab.

Die Mazeration

Für die Mazeration werden die duftenden Pflanzenteile in heißes Fett oder Öl gelegt, welches bis zu 60°C erhitzt wird. Nach einiger Zeit wird das Fett abgekühlt und die Pflanzen gegen neue Pflanzen ausgetauscht. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis das Fett keine Duftstoffe mehr aufnehmen kann. Wie bei der Enfleurage wird die Pomade nun in Alkohol gelöst, das sich abspaltende ätherische Öl abgeschöpft und in dunkle Flaschen gefüllt. Früher war diese Methode in den Parfumfabriken Frankreichs sehr beliebt, wird heute jedoch kaum noch praktiziert.

Tierische Sekrete für die Parfumherstellung

Auch tierische Duftstoffe finden bei der Parfumherstellung Verwendung. Bekannt ist unter anderem Amber, welches aus einem natürlichen Ausscheidungsprodukt des Pottwals besteht, aber erst auf der Meeresoberfläche zu dem begehrten Amberkörper wird.
Ebenfalls beliebt ist der Moschusduft. Dieser stammte überwiegend aus den Brunftdrüsen des Rotwildes. Heute wird Moschus jedoch synthetisch hergestellt.
Auch Zibet ist ein tierischer Duftstoff. Er wird aus den Drüsentaschen in Gefangenschaft gehaltener Zibetkatzen gewonnen.
Aus den Drüsensäcken des Bibers wiederum stammt das sogenannte Bibergeil. Im Gegensatz zu früher wird heute das an Dosen abgestreifte Bibergeil von den in Gefangenschaft lebenden Bibern benutzt, so dass bei der Gewinnung kein Tier mehr zu Schaden kommt.
Leider hat die Gewinnung der begehrten Tiersekrete zum Teil zur Ausrottung mancher Tiergattung geführt. Daher ist es wichtig, dass die entsprechenden Tiere wie der Moschushirsch unter Naturschutz stehen und nach synthetischem Ersatz geforscht wird.

Die Beschaffenheit eines guten Parfums

Nicht alles, was gut duftet, darf sich Parfum nennen. Nur eine Duftkonzentration von 15 bis 30 Prozent ist ein Parfum. Dieses setzt sich aus Basis-, Herz- und Kopfnote zusammen. Die rasch verfliegende Kopfnote, zum Beispiel Zimt, Minze, Zitrone oder Bergamotte, riecht als erstes. Danach entfaltet sich die Herznote. Diese könnte Blüten- oder Beerendüfte enthalten. Die Basisnote wird erst später wahrgenommen, hält dafür aber am längsten. Ihr entsprechen schwerere Düfte wie Sandelholz, Patschouli, Moschus oder Vanille.
Für die Herstellung eines Parfums werden die entsprechenden ätherischen Öle in einem Gemisch aus Ethanol und destilliertem Wasser gelöst. Je nach Art, Menge und Zusammensetzung der einzelnen Duftstoffe, entsteht eine andere Note. Und so gibt es unzählige Kombinationsmöglichkeiten und immer wieder neue Duftmischungen.

Das eigene Parfum kreieren

Es empfiehlt sich eine Kombination, bei der die Herznote mit 50% den größten Anteil ausmacht. Die Kopfnote hat einen Anteil von 30% und die Basisnote 20%. Die ausgesuchten Duftöle werden vorsichtig mit 80%igem Ethylalkohol aus der Apotheke verschüttelt. Danach muss das Parfum noch ca. 14 Tage reifen und sich miteinander verbinden, damit ein harmonisches Ganzes entsteht. Das fertige Parfum hält sich länger, wenn es in einer dunklen Flasche gelagert wird. In einem schönen Flacon ergibt dies ein einzigartiges Geschenk, das man so nirgendwo kaufen kann. So wie jeder Mensch einmalig und unverwechselbar ist, ist eben auch ein Parfum mehr als die Summe seiner Teile.