Die traditionelle indische Heilkunst Ayurveda wird auch in der westlichen Welt immer bekannter. Dabei handelt es sich wahrlich nicht um eine hippe Neuerfindung, vielmehr wird die Volksmedizin, deren Name übersetzt „das Wissen von Leben“ heißt, seit über 2000 Jahren praktiziert. Wer eigene Erfahrungen mit der Gesundheitslehre sammeln will, der kann zum Frühjahr mit einer ayurvedischen Fastenkur auf Tuchfühlung gehen.

Ayurvedische Fastenkur

Die Tage werden länger, der Körper möchte mehr bewegt werden, wir gieren nach Licht und Luft. Was läge näher, als gerade jetzt eine Auszeit von Koffein, von Alkohol, von zu viel und zu schnell einzulegen. Hier könnte eine ayurvedische Fastenkur einen Versuch wert sein.

  • Das Essen und die darin enthaltenen Gewürze dienen in der ayurvedischen Ernährung als natürliche Heilmittel. Wenn das Verdauungsfeuer allerdings zu schwach ist, kann der Körper die Nahrungsmittel nicht vollständig verarbeiten. Man fühlt sich müde und schlapp, nimmt leicht zu und das Immunsystem wird geschwächt. Dann kann ayurvedisches Fasten eine gute Möglichkeit sein, um seinem Körper die nötige Ruhe zu gönnen.
  • Eine Fastenkur nach ayurvedischen Prinzipien reinigt den Körper von Stoffwechselschlacken, stärkt das Verdauungsfeuer „Agni“ und kurbelt den Stoffwechsel an. Außerdem soll die ayurvedische Fastenkur einen verjüngenden Effekt haben, da alle Körperzellen frische Energie bekommen und wieder auf Hochtouren arbeiten.
  • „Jedes Frühjahr startet im ayurvedischen Jahreskalender ab Ende Februar die beste Zeit für Fasten- und Reinigungskuren“, schreibt die international bekannte Ayurveda-Spezialistin Kerstin Rosenberg. „Hier befreit sich der Körper auf natürliche Weise von seinen im Winter angesammelten Schlacken und gewinnt neue Vitalität und Leichtigkeit. Dabei ist langaham (Fasten) ein wunderbares Instrument der Selbstbehandlung, um den Stoffwechsel zu stärken und einen umfassenden Umbau der Gewebe zu iniziieren“, so Rosenberg.

Ziel dieses traditionellen medizinischen Systems ist es, das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist zu erhalten oder wiederherzustellen. Im Rahmen der ayurvedischen Ernährung soll der Körper entgiftet und die Selbstheilungskräfte aktiviert werden. Neben der Ernährung spielen aber auch Massagen, Wärmebehandlungen und Bäder eine große Rolle.

Wie funktioniert eine ayurvedische Fastenkur?

Zuerst einmal gibt es nicht „die eine Methode“, die im Ayurveda propagiert wird. Zumeist wird nicht komplett auf Nahrung verzichtet. Ohne Nahrung fehlt das Verdauungsfeuer und die Stoffwechseltätigkeit ruht und werde dadurch geschwächt.

Zur Ausleitung

Eine umfassende Ayurvedakur beinhaltet fünf Schritte, die sogenannten „Pancakarma – die fünf Handlungen“. Dazu gehören das therapeutische Abführen, das therapeutische Erbrechen, Einläufe, Verabreichung von Heilsubstanzen in die Nase, Blutreinigung und Aderlass. Nicht zu vergessen die ausgedehnten Ölmassagen. Diese Verfahren, die für jeden Patienten individuell erstellt werden müssen, sollten allerdings ausschließlich von erfahrenen Therapeuten durchgeführt werden. Wer dazu Fragen hat, kann sich bei der Deutschen Ärztegesellschaft für Ayurveda-Medizin informieren oder beim Verband der Europäischen Ayurveda-Mediziner und Therapeuten.

Ayurvada-Fastenkur zuhause

Eine einfache Methode könnte sein, während der Fastenzeit ohne Frühstück und Abendessen auszukommen. Mittags gibt es nur eine leichte, strikt vegane Mahlzeit: kein Fleisch, kein Fisch, kein Ei und keine Milchprodukte. Mittags könnten Mahlzeiten mit roten Linsen, Gemüse (Spinat, Zucchini, Mangold, Kohl) und etwas Reis auf den Tisch kommen. Den Rest des Tages trinkt man aus einer Thermoskanne alle halbe Stunde eine Tasse heißen Ingwertee.

  • Rezept 1: Etwa fünf Scheiben Ingwerwurzel in einem Liter Wasser zehn Minuten lang kochen. Den Tee durch ein Sieb in die Thermoskanne abgießen.
  • Rezept 2: Gelbe Mung-Bohnen und Basmati-Reis zu gleichen Teilen in kaltem Wasser einweichen. Danach Kreuzkümmel, Koriander und gemahlenen Ingwer in der Pfanne und ohne Fett anbraten. Alles vermengen und zu einem Brei kochen. Nach dem Kochen ein wenig Ghee oder kalt gepresstes Öl dazugeben.

Ayurvada-Fasten nach Doshas

 Wer es mit der indischen Heilkunst genauer nimmt, der sollte sich zuvor mit seinen Doshas auseinandersetzen. Genauer: Wer seinen Konstitutionstyp kennt, findet schneller die richtige Art des Fastens. Da das Fasten Vata erhöht, sollten Vata-Typen höchstens drei Tagen fasten und durch viel Wärme, etwa durch Decken, warme Bäder und Tees einer Vata-Störung vorbeugen. Auch Pitta-Typen sollten nur drei bis vier Tage fasten und nicht zu streng, können also zum Beispiel leichte Suppen zu sich nehmen. Denn bei Pitta kann der Verzicht negative Gefühle wie Zorn, Hass und Gier hervorrufen. Kapha-Typen können dagegen länger fasten und dabei ausschließlich heißes Wasser, Ingwertee und etwas Reisbrühe (2 EL Reis mit 550 ml Wasser für 45 Minuten leicht köcheln lassen, das Wasser abseihen und über den Tag verteilt trinken) zu sich nehmen.

  • Vata-Typ: er friert leicht und neigt zu trockener Haut. Sein Appetit ist unregelmäßig und er leidet oft unter Verstopfung. Vata-Menschen sind rasch für Neues zu begeistern.
  • Pitta-Typ: er bevorzugt eine angenehm kühle Umgebung. Er bräunt leicht und lässt ungern Mahlzeiten aus. Pitta-Menschen schlafen gut ein, haben aber einen leichten Schlaf. Im Alltag können sie sich gut durchsetzen und arbeiten zielorientiert.
  • Kapha-Typ: er besitzt eine geschmeidige Haut und hat auch bis ins hohe Alter kaum Falten. Er isst gern, es fällt ihm jedoch auch nicht schwer, Mahlzeiten ausfallen zu lassen. Kapha-Menschen neigen ein Leben lang zu Übergewicht und haben ein sehr gutes Langzeitgedächtnis.

Fazit

Vermutlich werden die wenigsten Menschen, vor allem die wenigsten Einsteiger, die komplexe Abfolge des „Pancakarma“ anwenden. Das muss auch gar nicht sein. Fasten geht auch von zu Hause aus. Wichtig ist, dass es, wie in jeder Fastenpraxis, genügend Raum für Ruhephasen gibt. Die sanfte Art des ayurvedischen Fastens leitet die schonende Entgiftung des Körpers ein und ist für Menschen, die sich bei einem vollständigen Verzicht von Nahrung unwohl fühlen, die geeignete Alternative, den Körper sanft zu entschlacken.