Es ist noch nicht lange her, da haben wir das grüne Pulver schon einmal gefeiert: Matcha, der gemahlene grüne Tee aus Japan, war der ultimative Gral der gesunden Ernährung. Nun feiert das leuchtend grüne Puder ein weltweites Comeback. Der Hype wird in vielfältiger Form zelebriert: als Matcha-Latta (mit viel Milch oder Milchersatz), als Süßspeise in Kuchen, Eis und Dessert oder als Sandwich. Es sei mal dahingestellt, ob die vielzitierten positiven Eigenschaften des japanischen Tees auch ihre Wirkung im Zuckerwerk oder im hippen Getränk entfalten – stylish sind die Kreationen allemal.

Matcha: lange Tradition – aufwändige Handarbeit

Matcha ist ein uraltes Kulturgut: Schon im 6. Jahrhundert wurde es in buddhistischen Klöstern in China zu medizinischen Zwecken konsumiert, 1191 brachte es der Zen-Mönch Eisai nach Japan. Der Anbau ist sehr aufwändig und erfordert auch heute noch viel Handarbeit. Denn erst durch einen Trick wird Matcha zu dem besonderen Grüntee: Vier Wochen vor der Ernte wird ein Netz über die Pflanzen gelegt. So dringt nur noch wenig Sonnenlicht durch. Dieser Lichtentzug stresst die Pflanze was sich positiv auswirkt, denn dadurch werden vermehrt Chlorophyll und Aminosäuren im Blatt angereichert – daher die intensive grüne Farbe.

Doch ist der Matchatee tatsächlich so gesund, wie wir überall lesen? Sollten wir alle mehr Matcha und weniger Kaffee trinken? Oder lassen wir uns wieder allzu gerne von neuen Trends einfangen?

Koffein wirkt anders als in Kaffee

Eines ist zumindest klar: In Sachen Koffeingehalt steht Matcha Kaffee in nichts nach. Ganz im Gegenteil. Kaffee hat mit einem Koffeingehalt von etwa 115 Milligramm in einer großen Tasse deutlich weniger des Stoffs als die gleiche Menge Matcha-Tee. Die bringt es auf circa 280 Milligramm Koffein. Doch die Wirkung ist eine andere als in Kaffee. Denn im Matcha wirken zudem noch viele Polyphenole, sekundäre Pflanzenstoffe, die unter anderem entzündungshemmend und antioxidativ wirken. Sie sorgen dafür, dass das Koffein, anders als beim Kaffee, nicht durch den Magen, sondern über den Darm und damit deutlich langsamer aufgenommen wird. Der Effekt: Die Wirkung tritt später ein und hält länger. Dennoch sollte auch vom Matcha nicht zu viel getrunken werden. Mehr als 400 Milligramm Koffein täglich sollten es laut Gesundheitsministerium nicht sein.

Viel Gutes

Die Liste der weiteren positiven Effekte, die Matcha nachgesagt werden, ist lang. Er soll Karies und Mundgeruch vorbeugen können, den Blutdruck verbessern, die körperliche Ausdauer und die Konzentration steigern. Zudem soll Matcha voll wertvoller Antioxidantien stecken, die den Körper vor freien Radikalen schützen, gegen Entzündungen wirken und für gesunde Arterien sorgen. Und auch die Haut soll profitieren. Schöner und strahlender soll sie durch grünen Tee werden. Außerdem werde die Bildung von Kollagen und Elastin angeregt, Proteine, die für eine straffe Haut sorgen. Und da der Tee viele der Aminosäure L-Theanin enthält, könne er einerseits entspannen, zugleich aber auch wach machen.

Empfindliche Mägen aufgepasst

Selten so viel Gutes über ein Nahrungsmittel gelesen. Allein: Nicht alle vertragen ihn. Einige klagen über Magenschmerzen nach dem Genuss. Das kann an den enthaltenen Bitterstoffen im Tee liegen. Er sollte also nie auf nüchternen Magen getrunken werden. Zudem enthält er, wie viele andere Lebensmittel auch, Oxalsäure. Der Stoff kann die Aufnahme von Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium und Eisen behindern. Deshalb sollte man Matchatee möglichst nicht zu den Mahlzeiten trinken, sondern in einem zeitlichen Abstand von etwa zwei Stunden. Was bedeutet, dass das Zeitfenster für den Genuss doch genau geplant werden will.

Also alles gut? Wer nur genug und zur richtigen Zeit von dem gesunden Gebräu trinkt, kann auf zahlreiche positive Effekte hoffen? Nicht ganz. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in einigen Proben des Grüntees unerwünschtes Aluminium nachgewiesen. Das allerdings schon vor über zwei Jahren. Diese Nachricht mag ein Grund gewesen sein, weshalb die erste Erfolgswelle relativ schnell wieder abgeebbt war.

Fazit: Vermutlich darf man Matcha, wie im Übrigen alle anderen „Wundermittel“ auch, nicht mit vermeintlichen Heilwirkungen überfrachten. Matcha ist nach wie vor ein Genussmittel. Und wenn es einigen hilft und anderen sogar mehr, dann ist das ein schöner Effekt. Ob er nun auch vor Krebs schützt oder für ein gesundes Herz sorgt, ist nach Ansicht des BfR allerdings nicht hinlänglich bewiesen.

Wer es ausprobieren möchte:

  1. 1 Gramm Matcha am besten in eine spezielle Matcha-Schale geben.
  2. Mit circa 100 ml 80 Grad heißem Wasser aufgießen.
  3. Den Tee mit Hilfe eines Matcha-Besens schaumig schlagen. Dabei mit dem Handgelenk Z-förmige Bewegungen ausführen, nicht kreisförmig rühren.
  4. Der Tee muss nicht ziehen. Wichtig ist, dass das Wasser nicht zu heiß ist, da der Tee sonst bitter werden kann.