Mit Pickelchen im Teenager-Alter hatte wohl fast jede(r) zu kämpfen. Doch auch wenn längst nur noch alte Fotos an die jugendliche Problemhaut erinnern, sind viele Frauen mit ihrem Hautbild unzufrieden.

Nicht nur Fältchen und Linien machen uns mit zunehmendem Alter zu schaffen. Häufig treten auch bei reifer Haut Unreinheiten, trockene Stellen, Schuppenbildung oder sogar Verhornungen auf. Kommen bei einer Mischhaut auch noch trockene und ölige Hautpartien zusammen, wird die Pflege erst recht zur Herausforderung.

Doch die gute Nachricht ist, egal in welchem Alter, mit ihren Hautproblemen muss Frau sich nicht abfinden. Im exklusiven Interview mit Beauty-Guide verrät Dermatologin Dr. med. Marion Moers-Carpi aus München die besten Pflege-Tipps für reife Problemhaut.

Was sind typische Merkmale, die bei reifer Problemhaut auftreten?

Trockene Haut ist ein häufiges Problem im Alter, da die Schweiß-Sekretion der Haut abnimmt und der Talgspiegel sinkt. Damit sinkt die Fähigkeit der Haut, sich an die Umwelt anzupassen und sich zu regulieren. Ein Resultat sind trockene Stellen und typische Zeichen von Hautalterung, wie die kleinen, sogenannten Plisseefalten, aber auch Altersflecken, Blutschwämmchen oder erweiterte Äderchen.

Weiterhin nimmt im Gesicht mit dem Alter die Elastizität und auch die Kollagenproduktion ab. Damit kommt es zu einem Volumenverlust und zu einem Verlust des Fettgewebes, das unter der Haut liegt und zum Teil auch zu einem leichten Verlust der Muskulatur, was sich besonders durch eingefallene Wangen und stärkere Augenringe bemerkbar macht.

Des Weiteren führt die Gravitation zu einer Absenkung der Wangen. Auch Pigmentverschiebungen an besonders sonnenexponierten Stellen wie der Stirn sieht man bei älteren Menschen häufig. Sonnenschutz ist deshalb wirklich das A und O, damit die Haut nicht nur jugendlich, sondern auch gesund bleibt.

Kommt es häufig vor, dass sich das Hautbild im Alter verändert?

Es ist ganz normal, dass sich die Haut im Laufe der Zeit verändert. Es gibt dabei unterschiedliche Formen von Alterungsprozessen. Zum einen das intrinsische Altern, auch inneres Altern oder Zeitaltern genannt und auf der anderen Seite das extrinsische Altern, äußere Altern oder Umweltaltern.

Das intrinsische Altern ist generisch determiniert. Darauf haben wir keinen Einfluss. Das extrinsische Altern dagegen können wir durch therapeutische Maßnahmen beeinflussen. Äußere Faktoren sind zum Beispiel UVA und UVB Strahlen, unsere Ernährungs- und Lebensweise, sowie Umwelteinflüsse wie Hitze und Kälte.

Welche Pflege eignet sich bei extremer Mischhaut, wenn einige Bereiche schuppig-trocken sind und andere ölig?

Wichtig ist, dass man die öligen Gesichtspartien nicht noch weiter mit Öl pflegt. Das wichtigste ist die Versorgung der Haut mit Feuchtigkeit. Die Haut braucht Feuchtigkeit und nicht Öl. Deshalb sollte man zu feuchtigkeitsspendenden, ölfreien Produkten greifen.

Kommt ein solches Hautbild bei reifer Haut häufiger vor?

Bei Frauen kommt im Alter vor allem trockene Haut vor. Bei Männern ist das etwas anders, da sie sehr viele Talgdrüsen haben. Da kommt es häufiger vor, dass die Haut fettig und an anderen Stellen trocken ist.

Lässt sich die Entstehung von Verhornungen vorbeugen bzw. wie kann man Verhornungen bekämpfen?

Verhornungen sind Störungen in der obersten Hautschicht, die man als sogenannte Reibeisenhaut oder Keratosis Pilaris bezeichnet. Diese Erkrankung ist sehr weit verbreitet. Betroffen sind besonders häufig Menschen, die schon Vorerkrankungen wie zum Beispiel Neurodermitis haben.

Dabei lagert sich zu viel Keratin ab, welches die Haarfollikeln verstopft, was zu einer Verdickung des Gewebes führt. Die sichtbaren „Hübbelchen“ sind das Keratin, das in Form kleiner Tröpfchen in der Haut eingeschlossen wird.

Diese Erkrankung ist genetisch determiniert. Im Gegensatz zu der optisch ganz ähnlichen Gänsehaut, die im Normalfall von selbst wieder zurückgeht, muss man die Reibeisenhaut behandeln, was leider nicht ganz einfach ist.

Wichtig ist, der Haut immer genügend Feuchtigkeit zuzuführen. Das kann man sehr gut mit Harnstoff oder Urea. Gerade in den Wintermonaten, wenn die Haut durch die Kälte sowieso austrocknet, sollten sich Patienten deshalb besonders gut mit Harnstoffhaltigen Lotionen oder Cremes eincremen.

Und wie kann man Reibeisenhaut behandeln?

Neben den bereits erwähnten Produkten mit Urea, können auch Peelings hilfreich sein, um die Verhornungen zu entfernen. Dafür eignen sich chemische Stoffe, wie Fruchtsäure, also AHA – alpha hydroxy acids oder BHA – beta hydroxy acids, die ein bisschen milder sind wie auch die Milchsäure.

Wenn die Patienten ein oder zweimal in der Woche ein Peeling mit Fruchtsäure oder auch mit Salicylsäure machen, wird sich die Haut wieder glatter anfühlen. Nicht versuchen sollte man dagegen, an den Hübbelchen herumzudrücken, das bringt nämlich gar nichts.

Man kann auch versuchen betroffene Stellen zu lasern, was in der Regel gut funktioniert. Jedoch kann es natürlich sein, dass die Verhornungen wiederkommen. Eine dauerhafte Lösung gibt es bei Reibeisenhaut leider nicht.

Welche Inhaltsstoffe sollte man meiden?

Besonders bei empfindlicher oder allergischer Haut sollte man Dinge wie Duftstoffe oder auch Konservierungsstoffe, wie zum Beispiel Parabene, meiden.

Auch komedogene Stoffe, die Mitesser verursachen können und Mineralöl enthalten, sind nicht gut. Dazu gehören Paraffine oder auch Vaseline und Linoline. Generell kann man sagen, dass man alle Arten von Ölen meiden sollte.

Auf welche Inhaltsstoffe sollte man bei einer reifen Mischhaut achten?

Wie bereits erwähnt sind bei Verhornungen Säuren wie Fruchtsäure, Milchsäure, Salicysäure oder auch Zitronensäure eine Option. Um die Haut feucht zu halten, sind Hyaluron und Glycerin eine gute Idee. Wichtig ist die Regelmäßigkeit bei der Pflege. Eine Behandlung einmal im Jahr bringt nichts.

Eine gründliche Hautpflege sollte wie das Zähneputzen zweimal am Tag selbstverständlich sein. Diese Routine zu finden ist essenziell. Dazu gehören sollte auf jeden Fall morgens und abends eine gründliche Reinigung, sodass insbesondere am Abend Schmutz und Make-up entfernt werden. Anschließend eine intensiv feuchtigkeitsspendende Pflege auftragen. Inhaltsstoffe wie Urea oder Hyaluron sind hier besonders wirksam.

Was ist bei der Reinigung zu beachten?

Es ist wichtig, dass man jeden Abend sein Gesicht gründlich reinigt, da Staub- und Schmutzpartikel entfernt werden müssen. Nur wenn die Haut sauber ist, ist sie überhaupt aufnahmefähig für die Pflege. Wichtig ist, besonders bei zu Allergien oder Trockenheit neigender Haut, auf milde Reinigungsprodukte zu achten.

Können Seren und Masken zusätzlich wirksam Abhilfe schaffen oder reicht eine Feuchtigkeitscreme aus?

Masken und Seren können auf jeden Fall helfen. Dabei ist es wichtig, diese Produkte nicht jeden Tag anzuwenden, sondern die normale Hautpflegeroutine ein bis zweimal pro Woche damit zu ergänzen.

Abhängig vom Hauttyp kann man ein Serum beispielsweise mit Hyaluronsäure oder auch mit Vitamin C häufiger verwenden, sollte dies aber auf jeden vorher mit einem Dermatologen oder einer dermatologisch geschulten Kosmetikerin besprechen.

Wann sollte man einen Dermatologen aufsuchen? Gibt es verschreibungspflichtige Präparate, die besser helfen als normale Kosmetikprodukte?

Für schwierige oder problembehaftete Haut ist der Dermatologe DER Ansprechpartner. Bei Rosacea beispielsweise darf man auf keinen Fall noch zusätzlich Fett hinzufügen, sondern sollte eine gezielte Pflege oder auch eine therapeutische Creme, die ein Antibiotikum enthält, anwenden.

Gleiches gilt für Akne – sei es für eine äußere Therapie, zur Ausreinigung der Akne oder eine ganz moderne Behandlung namens Kleresca, welche mit Licht und einem fluoreszierenden Gel funktioniert und sehr effektiv ist.

Auch ein Patient mit Reibeisenhaut und Verhornungen sollte einen Dermatologen aufsuchen, um eine geeignete Therapie einzuleiten.