Die Sommermonate mit vielen sonnenreichen Stunden erleben wir jedes Jahr hautnah. Leider hat das Sonnenlicht auch Schattenseiten: Falten, Flecken, Sonnenallergie, Sonnenbrand und im schlimmsten Fall Hautkrebs. Jährlich müssen die Hautärzte ihren Patienten immer wieder predigen, dass die Sonne die Haut altern lässt und krank macht. Keiner will das hören und später ist die Reue groß. Wir sprachen mit dem Dermatologen Dr. Tilmann Oppel aus Friedberg.

Auch heute noch gilt Bräune für viele als Statussymbol. Leider gibt es keine gesunde Bräune. Jede Bräunung und Rötung der Haut ist eine verzweifelte Reaktion auf die schädigenden UV-Strahlen. Noch ein Mythos muss weg, nämlich der, dass man sich mit dem Vorgrillen in Solarium irgendwie sinnvoll auf den Urlaub vorbereiten könne. Das ist falsch! Der Besuch im Solarium hat keinerlei vorbeugende Wirkung gegen Sonnenbrand.

Hautkrebs – trauriger Rekordhalter

Im Alter, das auch schon mal mit 30 Jahren (!) beginnen kann, gibt es dann zahlreiche gutartige aber unschöne Hautveränderungen. Und dann gibt es den Hautkrebs – die häufigste Krebsart überhaupt. Jährlich erkranken in Deutschland über 200.000 Menschen neu an weißem Hautkrebs. Die Häufigkeit von schwarzem Hautkrebs (malignes Melanom) liegt in Deutschland bei ca. 20.000 Neuerkrankungen pro Jahr.

Am wichtigsten, betont Dermatologe Dr. Tilmann Oppel, ist ein vernünftiger Umgang mit UV-Licht und ein guter Sonnenschutz – vom Babyalter an und lebenslang. Denn Sonne und Solarium verstärken nicht nur die Faltenbildung, sondern sind auch der bedeutendste Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs. Heller Hautkrebs entwickelt sich vor allem an den Sonnenterrassen an der unbehaarten Kopfhaut, an Stirn, Nasenrücken und auch an der Unterlippe sowie an den Ohren und am Handrücken. Raue, krustige Hautveränderungen oder Knötchen, die nicht abheilen wollen oder sogar immer wieder bluten, sollten dem Hautarzt vorgestellt werden, rät Dr. Oppel. Da solche Veränderungen jedoch leicht übersehen werden, sollte man das regelmäßige Hautkrebsscreening beim Dermatologen in Anspruch nehmen, der dabei den Körper von Kopf bis Fuß auf hellen sowie auf schwarzen Hautkrebs inspiziert.

Power-PDT-Behandlung

Die Hautkrebsvorsorge beim Dermatologen dient dazu, harmlose von weniger harmlosen Flecken zu unterscheiden. Böses muss raus; die harmlosen Flecken können aus kosmetischen Gründen entfernt werden. Sowohl für Hautkrebs als auch für kosmetisch störende Auswüchse stehen heute hervorragende Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.

Bei der Behandlung bestimmter Formen von weißem Hautkrebs schwärmt Dr. Oppel von der so genannten „Power-PDT“. Mit einer bestimmten Creme werden die kranken Hautzellen für eine anschließende Belichtung besonders empfindlich gemacht. Um die Eindringtiefe des Wirkstoffes zu erhöhen, wird die Haut zuvor mit einem ablativen fraktionierten Laser perforiert. Diese photodynamische Therapie übertrifft mit ihrer ausgezeichneten Wirkung und exzellenten ästhetischen Behandlungsergebnissen alle anderen Therapieverfahren.

Risikofaktoren, die schwarzen Hautkrebs begünstigen, sind neben Sonne, Solarium und Sonnenbränden eine große Zahl von Leberflecken. Menschen mit vielen Malen sind also gefährdeter, schwarzen Hautkrebs zu bekommen. Es gibt jedoch auch einen Trost. Britische Forscher haben entdeckt, dass sowohl die Hautalterung als auch andere typische Alterserkrankungen bei den Menschen mit vielen Leberflecken erst viel später eintreten als bei jenen Menschen mit wenigen Flecken.

Um die Hautalterung aufzuhalten und Hautkrebs zu verhindern, müssen wir uns vor der Sonne schützen. Bereits ab einem UV-Index von drei ist Sonnenschutz angezeigt. Den UV-Index findet man heutzutage ganz leicht in der Wetter App auf dem Smartphone. Darüber hinaus gibt es die UV-Index App, die den Nutzer unterstützt, Sonnenbrände zu vermeiden. Für eine gute Vorbereitung auf die sonnenreiche Zeit gilt es, Produkte mit einem Mindest-Lichtschutzfaktor von 30 und einem so genannten „broad spektrum“-Schutz auszuwählen. Auf diese Weise kann ein Schutz gegen UVA- und UVB-Strahlen garantiert werden. Eine individuell angepasste Sonnencreme ist aber kein Freibrief für grenzenloses Sonnenbaden, sondern stellt lediglich die Basis eines Sonnenschutzes dar. Zusätzlich sollten Sonnenhungrige zwischendurch Schattenplätze aufsuchen und auf einen ausreichenden Schutz durch entsprechende Kleidung achten.

Meiden – Kleiden – Cremen

Die Grundregel des Dermatologen lautet: „Meiden. Kleiden. Cremen.“ Und wieder mal steckt der Teufel im Detail. Selbst im Schatten, unter dem Sonnenschirm oder hinter Autoscheiben ist noch jede Menge UV- Strahlung vorhanden. Weiterer Irrtum: In der Theorie verlängert eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 den Eigenschutz um das 50-Fache. Jedoch tragen wir alle die Sonnencreme viel zu dünn auf, so dass wir diesen Schutzfaktor nie erreichen. Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass wir gerne mal ganze Hautpartien beim Eincremen vergessen.

Auf der „Nationalen Versorgungskonferenz Hautkrebs“ haben verschiedene dermatologische Verbände es sich zum obersten Ziel gesetzt, die Prävention und Versorgung von Hautkrebs in Deutschland messbar und nachhaltig zu verbessern. Meine Empfehlung an die Leser/-innen für heute: Machen Sie Ihre persönliche Hautkrebsuntersuchung doch möglichst rasch bei Ihrem Partner. Ganz häufig ist es der liebende Partner, der einen Hautkrebs als erster bemerkt, sofern man bei der Liebe auch mal das Licht an lässt.