Wenn es um die Pflege unserer Haut geht, ist „viel hilft viel“ nicht immer der beste Ansatz – und Skin Cycling beweist dies. Beauty-Guide.de erklärt, was hinter dem Beauty-Trend steckt, über den gerade alle reden und wer von der gefeierten Pflegeroutine wirklich profitieren kann.
Wer sich auf Instagram, TikTok und Co. mit dem Thema Beauty beschäftigt, kommt gerade an einem Begriff nicht vorbei: “Skin Cycling”. Allein auf TikTok erreicht #skincycling über 122 Millionen Aufrufe, insgesamt gibt es in den sozialen Medien über 3,5 Milliarden Beiträge zum Thema Skin Cycling.
Aber was steckt denn nun genau hinter dem Internet-Hype? Wie funktioniert Skin Cycling, was bringt diese neue Form der Pflegeroutine wirklich und birgt sie vielleicht sogar Risiken? Beauty-Guide.de klärt auf.
Was ist Skin Cycling?
Trotz des Namens hat “Skin Cycling” nichts mit Fahrradfahren (Englisch: Cycling) zu tun. Der Begriff beschreibt vielmehr die Art und Weise, wie und vor allem wann Pflegeprodukte auf die Haut aufgetragen werden. Das Prinzip ist simpel: Anstatt jeden Tag die gleichen Produkte übereinander aufzutragen, werden beim Skin Cycling „Ruhetage“ für die Haut eingelegt.
Der Begriff “Skin Cycling” ist zwar neu, das Konzept dahinter allerdings ist keine Innovation. Dermatologen raten schon seit langem zur Vorsicht bei der Kombination verschiedener Wirkstoffe.
Warum also gewinnt dieser Beauty-Trend jetzt an Zugkraft? Vielleicht hat der einprägsame Name dazu beigetragen, oder aber die Menschen erkennen, dass die Haut, wie der Rest unseres Körpers, Ruhe braucht. Vor allem während der Corona-Pandemie haben viele von uns eine Pflege-Schicht nach der anderen auf die Haut aufgetragen und mit Inhaltsstoffcocktails experimentiert, die die Haut gereizt und geschädigt haben.
Beim Skin Cycling macht man genau das Gegenteil: Anstatt immer mehr Produkte übereinander zu schichten, werden verschiedene Wirkstoffe strategisch eingesetzt, damit sie sich gegenseitig ergänzen.
Als Basis einer “Skin Cycling”-Routine benötigt man nur drei Produkte: ein Peeling, ein Retinoid und eine Feuchtigkeitscreme.
Wie funktioniert Skin Cycling?
Skin Cycling ist eine Hautpflegeroutine, die “Ruhetage” vorsieht, damit sich die Haut nach der Anwendung bestimmter Produkte selbst reparieren kann. Dieser Ansatz kann dazu beitragen, Reizungen und Entzündungen zu vermeiden.
Um mit dem Skin Cycling zu beginnen, benötigt man Folgendes:
- Ein Peeling (wie Glykolsäure oder Salicylsäure)
- Ein Retinoid (z. B. Retinol oder Retinaldehyd)
- Eine Feuchtigkeitscreme (am besten parfümfrei)
Mit diesen Zutaten ist alles weitere eine Frage des Timings. Der klassische Ablauf besteht aus einem Vier-Nächte-Zyklus – die erste Nacht ist die Peeling-Nacht, die zweite die Retinoid-Nacht, die dritte und vierte sind Erholungsnächte mit viel Feuchtigkeit und dann wiederholt sich der Zyklus. Je nachdem, wie die Haut darauf reagiert, kann man verschiedene Variationen der Methode probieren.
Anleitung für jede Nacht
Nacht Nr. 1: Peeling
Vor dem Zubettgehen zunächst die Haut reinigen und trocken tupfen, dann folgt das Peeling, mit dem abgestorbene Hautzellen von der obersten Hautschicht entfernt werden.
Es gibt einen guten Grund dafür, dass dieser Schritt an erster Stelle steht: Die anderen Produkte wirken effektiver, weil sie auf kontrollierte Weise tiefer in die Haut eindringen können. Danach die Haut mit Feuchtigkeit versorgen.
Achtung: Wird ein Peeling falsch verwendet – zum Beispiel zu häufig – kann es zu Rötungen und Reizungen führen. Besonders bei empfindlicher Haut besser zu einem chemischen- oder Enzympeeling greifen. So ist die „Rubbelkur“ sanfter als mit physikalischen Peelings.
Nacht Nr. 2: Retinoide
In dieser Nacht stehen Retinoide im Mittelpunkt. Dabei handelt es sich um Vitamin-A-Derivate, die dazu beitragen können, das Erscheinungsbild von feinen Linien und Falten zu reduzieren. Dazu gehören verschreibungspflichtige Medikamente wie Tretinoin und sanftere, frei verkäufliche Produkte wie Retinol.
Aber auch hier ist Vorsicht geboten: Der Powerwirkstoff kann bei der ersten Anwendung oder bei empfindlicher Haut Irritationen auslösen.
Vor der Anwendung sollte die Haut gereinigt und trocken getupft werden. Wer besonders empfindlich auf Retinoide reagiert, sollte zunächst die empfindlichen Bereiche unter den Augen und in den Nasenwinkeln mit Feuchtigkeit versorgen und dann das Retinoid auftragen. Wer dann immer noch empfindlich reagiert, kann auf Retinol-Alternativen ausweichen. Fühlt sich die Haut noch trocken an, kann zusätzlich zum Retinoid erneut mit einer Creme Feuchtigkeit zugeführt werden.
Nächte Nr. 3 und 4: Erholung
Die Erholungsphase, in der Regel die Nächte drei und vier, ist der letzte Schritt. In den Erholungsnächten pausieren die Peelingsäuren und Retinoide, damit die Haut die Chance hat, sich zu erholen. Es geht darum, das Hautmikrobiom zu nähren und die Hautbarriere zu reparieren, also auf Feuchtigkeit setzen und alle irritierenden Inhaltsstoffe vermeiden.
Auch hier abends zunächst die Haut reinigen, bevor die Feuchtigkeitscreme aufgetragen wird. Das Trockentupfen kann man sich in diesen Nächten sogar sparen – es ist in Ordnung, die Haut ein wenig feucht zu lassen. Für eine Extra Portion Feuchtigkeit kann man zusätzlich ein feuchtigkeitsspendendes Serum vor der Feuchtigkeitscreme auftragen.
Das richtige Timing des eigenen Skin Cycling-Zyklus hängt vom Hauttyp ab. Wer empfindliche Haut hat, die zu Irritationen neigt, kann die Erholungspausen verlängern. Hat die Haut sich gut an das Retinoid gewöhnt, kann eine Erholungsnacht ausbleiben und es wird zu einem Drei-Nächte-Zyklus gewechselt.
Wie lange dauert dieses Pflegeprogramm?
Eine gute Faustformel: Wenn es um die Hautpflege-Routine geht – und das gilt nicht nur beim Skin Cycling – ist Beständigkeit wichtiger als Häufigkeit. Heißt: Produkte sind deutlich wirksamer, wenn sie regelmäßig angewendet werden, auch wenn man sie nicht täglich benutzt.
Skin Cycling kann wie ein „Reset“ für die Haut wirken, aber es kann auch zu einer dauerhaften Routine werden, je nachdem, wie die Haut auf die aufgetragenen Wirkstoffe reagiert.
Wie kann Skin Cycling der Haut nützen?
Skin Cycling kann helfen, die Hautbarriere zu reparieren
Eine gesunde Hautbarriere ist nicht nur aus kosmetischer, sondern auch aus gesundheitlicher Sicht wichtig. Eine aktuelle US-Studie hat bewiesen, dass die Hautbarriere vor Infektionen, aggressiven Chemikalien und Allergenen schützt. Eine gestörte Hautbarriere kann eine ganze Reihe von Hautkrankheiten – von Akne bis hin zu Ekzemen – auslösen.
Übermäßiges Peelen und die Verwendung starker Retinoide können diese Barriere schädigen (was zu Rötungen und Irritationen führt), aber genau hier kommen die Ruhetage ins Spiel. In den Erholungsnächten steht die Pflege der Hautbarriere im Mittelpunkt.
Skin Cycling kann Nebenwirkungen vermindern
Der Sinn von Skin Cycling besteht darin, die Nebenwirkungen zu vieler Wirkstoffe zu verringern. Denn je weniger unterschiedliche Inhaltsstoffe ein Produkt enthält, desto geringer ist die Gefahr von Nebenwirkungen.
Skin Cycling kann helfen, die Haut vor saisonalen Problemen zu schützen
Die Erholungsnächte sind besonders im Herbst von Vorteil, wenn die Luft zunehmend trocken und kühler wird. Denn kaltes, windiges und trockenes Klima kann zu trockener Haut führen und bestimmte Hauterkrankungen wie Ekzeme verschlimmern. Skin Cycling kann dazu beitragen, dass die Haut gar nicht erst trocken wird und besser mit Schmuddelwetter zurechtkommt.
Mögliche Nebenwirkungen von Skin Cycling
Wie bereits erwähnt kann Skin Cycling dazu beitragen, die potenziellen Nebenwirkungen von Peelings und Retinoiden zu vermeiden, da die Haut durch die Ruhetage die Möglichkeit hat, sich selbst zu reparieren.
Trotzdem kann es bei Retinoid-Neulingen zu Beginn der Anwendung zu Nebenwirkungen wie Trockenheit, Reizungen oder sogar Entzündungen kommen. Außerdem erhöht Retinol die Anfälligkeit für Sonnenbrände, so dass Sonnenschutz noch wichtiger ist als sonst. Diese Nebenwirkungen lassen in der Regel nach, wenn sich die Haut an den Wirkstoff gewöhnt hat.
Für wen ist der Skin Cycling-Trend geeignet?
Möchte man Retinol, ein Peeling oder ein anderes potenziell reizendes Produkt in die Schönheitsroutine aufnehmen, ist Skin Cycling für den Start ideal.
Auch Menschen mit empfindlicher Haut können vom Skin Cycling Rhythmus profitieren. Denn bei der Kombination mehrerer Wirkstoffe besteht die Gefahr, dass sie Hautreizungen hervorrufen. Die abwechselnde Anwendung machen diese besser verträglich.
Wer unter einer Hauterkrankung wie Akne oder Rosazea leidet, sollte zunächst mit einem Hautarzt sprechen und das Hautpflegeprogramm individuell anpassen. Das gilt insbesondere bei der Verwendung verschreibungspflichtiger Produkte.
Wer bereits jeden Abend ein Retinoid aufträgt oder häufig ein Peeling verwendet und diese Routine gut verträgt, wird durch Skin Cycling vermutlich keine großen Verbesserungen feststellen und kann sein eigentliches Beauty-Programm beibehalten.